Geschützt in der Hand Gottes - vor unseren Sorgen und vor dem Teufel

Predigt über 1. Petrus 5b-11

Alle aber miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. 6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. 7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. 8 Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. 9 Dem widersteht, fest im Glauben, und wißt, daß ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. 10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. 11 Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Liebe Geschwister,
Jesus macht uns Mut, mit zwei unserer größten Probleme "fertigzuwerden": Mit unseren Sorgen und mit dem Teufel.

1. Was ist die Hand Gottes?

Demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes. Was aber ist die Hand Gottes? Wenn man es auf den Punkt bringen wollte, dann könnte man sagen: es ist die Hand, die die Weltgeschichte ordnet. "Er hat die ganze Welt in seiner Hand", so heisst eines der Lieder - besonders die Kinder werden es kennen. 
Überall in der Bibel taucht die "Hand Gottes" auf. Schon, wenn man die Geschichte Israels betrachtet, dann sieht man: Überall hat Gott "seine Hand im Spiel". "Ich weiß, daß euch der König von Ägypten nicht wird ziehenlassen, er werde denn gezwungen durch eine starke Hand." (2. Mose 3,19+20). So sagt Gott zu Mose. Es ist in einer Zeit, als Israel in höchster Not ist - in der Sklaverei in Ägypten. "Daher werde ich meine Hand ausstrecken.", so fährt er fort. Wir wissen heute: Gott hat seine Hand ausgestreckt - und Israel geführt, auf vielen schwierigen Wegen. Heraus aus der Sklaverei. Durch die Wüste hindurch. Hinein in das gelobte Land.
Nicht nur damals hat unser Herr überall seine Hand im Spiel. Nicht nur damals, sondern auch heute. Nicht nur in der Geschichte seines Volkes. Sondern auch in meiner persönlichen Lebensgeschichte. In dem oben erwähnten Lied singen die Kinder in einem Vers: "Er hat dich und mich in seiner Hand." Bei allem, was mir so alles widerfährt, oder auch - zustößt.
Als Israel sich dieser gewaltigen Hand anvertraut. Da ziehen sie los. Die riesige Armee des Pharao im Rücken. Streitwagen, Soldaten. Und sie sind voller Angst, was kommen mag. Aber Gott läßt sie nicht fallen. Und die schreckliche Armee versinkt im Schilfmeer, mit Mann und Maus. "So sah Israel die mächtige Hand, mit der der Herr an den Ägyptern gehandelt hatte. Und das Volk fürchtete den Herrn, und sie glaubten ihm und seinem Knecht Mose." (2. Mose  14,31). Alle ihre Sorgen - wie weggewischt auf einen Schlag, durch die gewaltige Hand Gottes. Was bedeutet sie mir, diese Hand Gottes? Der mein Leben "in der Hand" hat?
Als sie dann kurz davor stehen, alle aus Gottes Volk. Und das neue Land ist fast zum Greifen nahe. Da hören sie von den Gefahren dort. Und von den furchterregenden Einwohnern. Wahre Riesen sollen es sein. Und auf einmal wird ihnen die Hand Gottes zu schwer. Sie wollen ihr ausweichen. So hatten sie sich das nicht vorgestellt - ihre Zukunft. Sie wollen zurück. "Ist´s nicht besser, wir ziehen wieder nach Ägypten?" (4. Mose 13,32 - 14,3) Wir wissen, was dabei herausgekommen ist: Vierzig lange Jahre in der Wüste mussten sie wandern. Konnten nicht in das neue Land. (4. Mose 14,21-23) Vierzig Jahre - Not und Sorgen. "Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade." So schreibt Petrus, viele Jahrhunderte später.

2. Von der Demut

Ja, liebe Geschwister - was mache ich mit der Hand Gottes? Das ist die entscheidende Frage. Das ist der Schlüssel zu unseren Sorgen - oder zu einer gelassenen Sorglosigkeit. Die Hand Gottes. Da habe ich mir den Tag und die Woche so schön geplant. Und plötzlich "kommt etwas dazwischen". Ein Mensch, der etwas von mir braucht. Ein Ding, das nicht funktioniert". Ein Termin, mit dem ich nicht gerechnet habe. Und was mache ich? Ich ärgere mich. Ich sage vielleicht noch einige unchristliche Worte. Die Magensäure und die Galle kommen auf Hochtouren. Und wenn die Sorgen noch größer werden. Dann ist das Kopfkissen zerbeult - weil ich mich nachts so oft hin und her gedreht habe, mit all den schweren Gedanken.
Ach, wie schön könnte es sein. Wenn ich doch nur die gewaltige Hand Gottes nicht vergessen würde. Unsern Herrn nicht vergessen würde. Der überall seine "Hand im Spiel" hat. Warum muß unbedingt alles nach meinen eigenen Vorstellungen ablaufen? Als Israel sich schliesslich unter die gewaltige Hand Gottes stellte. Und demütig war. Da hat er ihnen alle Sorgen weggenommen, und sie durften das Verheissene Land sehen. Es geschah "zu seiner Zeit". Es geschah nicht nach ihren Vorstellungen. Aber er hat sie nicht vergessen.
"Alle eure Sorge werft auf ihn. Denn er sorgt für euch." Ja, wenn ich mir die Hand Gottes doch nur zum Freund mache! Nicht dagegen kämpfe. Sondern mich einordne. Einordne in  das, was sie mir so alles schickt. Dorthin gehe, wohin sie mich führt. Mich demütige unter seine Hand. Wie sorglos könnte unser Leben sein! Liebe Geschwister, laßt uns solche Wünsche und Sehnsüchte nicht aufgeben. Nach einem sorglosen Leben. Jesus rechnet damit. Daß wir so leben können. Nicht, weil wir so von Natur aus so demütig sind. So einsichtig und voller Vertrauen. Sondern weil er an uns wirkt. "Der Gott aller Gnade .... wird euch ... aufrichten, stärken, kräftigen, gründen." Auf daß wir immer sorgloser werden. Unter der gewaltigen Hand Gottes.

3. Der "brüllende Löwe"

Kommen wir zum Zweiten, das uns Not machen kann. Reden wir über den Teufel, den "brüllenden Löwen". Aber reden wir vor allem über unseren mächtigen Herrn.
Soweit ich mich erinnern kann, habe ich erst einmal in meinem Leben einen Löwen brüllen hören. Das war im Zoo, aus sicherer Entfernung. Es ist schon ein markerschütterndes Geräusch, im ersten Moment schrickt man kurz zusammen, selbst im Zoo, wo man durch die Gitter geschützt ist. Die Menschen, denen Petrus schrieb, kannten den Löwen sicher nicht aus dem Zoo. Sie wußten, wie lebensgefährlich diese Tiere sein können. Denken wir an Daniel in der Löwengrube. Oder daran, wie im römischen Reich Christen den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden. "...der Teufel, euer Widersacher, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge." Er ist ein wahrhaft gefährlicher Widersacher.
Manchmal denke ich, wir leben mittlerweile in einem Land ohne Teufel. Abgesehen von einigen wenigen, die Satanskulte o.ä. betreiben und genau wissen, was sie da tun. Abgesehen davon haben wir doch alles schön "im Griff", oder? Der aufgeklärte, vernünftige Mensch tut sich schwer mit übernatürlichen Dingen. Ob wir als Christen ganz frei davon sind, von dieser "aufgeklärten, vernünftigen" Denkweise? Man kann doch Christ sein, ohne an die Existenz des Teufels zu glauben, oder? Brauchen wir noch eine mittelalterliche Gestalt mit Hörnern? Als aufgeklärte Menschen?
Derweil läuft der Teufel umher, und lacht über solche Kurzsichtigkeit. Und er versucht uns zu verschlingen wie der besagte Löwe. "Seid nüchtern und wacht." Seid auf der Hut! Keiner kann den Teufel wegerklären. Es geht darum: Nicht, daß wir - fasziniert vom Bösen und Geheimnisvollen - ständig über den Teufel reden. Uns übertrieben damit beschäftigen. Es gibt gläubige Christen, die sich ständig damit befassen, wie, wo und wann wir den Teufel auszutreiben haben. Manche veranstalten sogar "geistlichen Kampf" oder  "Gebetsmärsche", um Häuser, Stadtviertel oder ganze Regionen von Dämonen zu reinigen. Nein! Es geht um eine nüchterne, klare Sichtweise, nicht um geistliche Abenteuer beim Kampf gegen das Böse. Es geht darum, daß wir unsere Wirklichkeit mit den Augen der Bibel sehen. Und die sagt: seid nüchtern und wachsam. Er geht immer noch umher.
Liebe Geschwister, vielleicht sehen wir Manches in unserem Leben und in unseren Gemeinden klarer. Wenn wir diesen "brüllenden Löwen" wieder ganz nüchtern in unser Denken und Glauben einbeziehen. Vielleicht sehen wir manche Ereignisse dann mit anderen Augen. Und können besser damit umgehen.
Warum gibt es unter Christen manchen Streit? Den man - von außen betrachtet - nur als hanebüchen, kindisch, überflüssig bezeichnen kann? Warum kommt so etwas gerade dann vor, wenn alle ihren Dienst besonders treu tun und Gottes Wort klar verkündigt wird? Warum sind manche gesunden Christen plötzlich und aus heiterem Himmel bedrückt und wie gelähmt? Gerade die, die gerade eine wichtige Aufgabe tun wollten? Warum lassen wir uns manchmal allzu schnell entmutigen? Warum fallen standfeste, engagierte Christen scheinbar aus heiterem Himmel in ganz "handfeste" Sünden? In Diebstahl, Betrug, Ehebruch? Und Schlimmeres? Der Teufel geht umher. Brüllt. Und versucht, uns zu verschlingen.

4. Der Sieger steht fest

Wir sind hier nicht hilflos. Wir können nicht nur wie gelähmt zuschauen. Sondern, wie sagt Petrus: "Dem widersteht fest im Glauben." Ja, das ist das entscheidende. Der Glauben. Daß ich mich voller Vertrauen an Jesus wende. Nicht meine Kraft. Nicht meine mehr oder wenige lange Lebenserfahrung. Meine geistliche Vollmacht oder was auch immer. Sondern daß ich mich an Jesus wende. Das ist die rechte Reaktion. So leisten wir Widerstand.
Es ist dabei ganz wichtig, daß wir wissen, wie die Verhältnisse zwischen Jesus und dem Teufel sind. Wir reden ja immer wieder vom Teufel als dem "Widersacher Gottes". Das ist an sich schon richtig. Schwierig wird es, wenn man sich das Ganze wie einen Kampf zwischen ungefähr gleich starken Gegnern vorstellt. Wie zwei Boxer im Ring. Oder zwei Gegner im Krieg. Die sich um meine Seele streiten. Und die bange Frage bleibt: Wer wird wohl gewinnen, wenn beide an meiner Seele zerren, und sie gern für sich gewinnen möchten?
Im 2. Thessalonicherbrief finden wir dazu ein wunderbares Bild (2. Thessalonicher 2,8). Da heißt es vom Teufel: "Ihn wird der Herr Jesus umbringen mit dem Hauch seines Mundes." Unser Herr Jesus braucht nicht  einmal einen Sturmwind. - sondern ein einziger Hauch genügt ihm! Es geschieht nicht in einem erbitterten Streit mit ungewissem Ausgang. Sondern  Jesus handelt überlegen, aus der Position des Siegers.
Im Grunde hatte der Teufel, der brüllende Löwe, vor 2000 Jahren seine letzte wirkliche Chance. Damals, im Garten Gethsemane. Als er Jesus abhalten wollte, seinen Weg zu Ende zu gehen. Aber das gelang nicht. Und als dann Jesus sagte: Es ist vollbracht (Johannes 19:30). Als er dann sein Leben hingab. Für die ganze Welt. Da war es vorbei. Da hatte der brüllende Löwe endgültig ausgespielt. Seitdem hat er kein Anrecht mehr auf uns. Seitdem genügt ein Hauch. Und es wird endgültig aus sein mit dem Teufel.
Ja, liebe Geschwister. Wenn wir mit einem nüchternen Blick feststellen, wie der "brüllende Löwe" gerade versucht, an uns zu gehen. Dann laßt uns ebenso nüchtern sagen: Für Jesus genügt nur ein Hauch. Und es ist aus damit. Ihm will ich vertrauen. Ihm will ich von meinen Anfechtungen sagen. Und ob mein Glaube groß ist. Oder nur so klein wie ein Senfkorn. Das ist doch gar nicht so entscheidend. Etwas anderes zählt: ich habe einen großen Herrn. Und der hat schon längst gewonnen gegen den Teufel. Dessen Hand ist so gewaltig, dass ich in ihr völlig sicher bin - auch sicher vor dem Teufel.
So laßt uns mutig unseren Weg weitergehen. Unter der gewaltigen Hand Gottes. Mit der nötigen Demut. Und voller Vertrauen auf unseren großen Herrn. "Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."

Nach der Predigt singen wir das passende Lied "Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther:

1. Ein' feste Burg ist unser Gott,
Ein gute Wehr und Waffen;
Er hilft uns frei aus aller Not,
Die uns jetzt hat betroffen.
Der alt' böse Feind,
Mit Ernst er's jetzt meint,
Gross' Macht und viel List
Sein' grausam' Ruestung ist,
Auf Erd' ist nicht seingleichen.
2. Mit unsrer Macht is nichts getan,
Wir sind gar bald verloren;
Es streit' für uns der rechte Mann,
Den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist?
Er heisst Jesu Christ,
Der Herr Zebaoth,
Und ist kein andrer Gott,
Das Feld muss er behalten.
3. Und wenn die Welt voll Teufel wär'
Und wollt' uns gar verschlingen,
So fürchten wir uns nicht so sehr,
Es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
Wie sau'r er sich stellt,
Tut er uns doch nicht,
Das macht, er ist gericht't,
Ein Wörtlein kann ihn fällen.
4. Das Wort sie sollen lassen stahn
Und kein'n Dank dazu haben;
Er ist bei uns wohl auf dem Plan
Mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr', Kind und Weib:
Lass fahren dahin,
Sie haben's kein' Gewinn,
Das Reich muss uns doch bleiben.

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