Über die Ehe, 1. Teil - "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei" (1. Mose 2,18-25)

18 Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. 19 Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. 20 Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre.
21 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloß die Stelle mit Fleisch. 22 Und Gott der HERR baute ein Weib aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. 23 Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. 24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. 25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.

Liebe Gemeinde,
der Mensch ist zur Gemeinschaft geschaffen. Schon im Paradies, von Anfang an und danach wird immer wieder in der Bibel berichtet, wie Menschen als Ehemann und Ehefrau zusammenleben. Die Grundlagen dafür - sie sind hier gelegt. Schauen wir uns an, wie Gott dieses Geschenk der Gemeinschaft gedacht hat. Was für Gedanken er hatte über die Frau. Über den Mann. Und über ihre Gemeinschaft in der Ehe. Das sind wichtige Überlegungen für solche, die verheiratet sind. Für solche, die einmal heiraten werden bzw. heiraten wollen. Und für solche, die nicht verheiratet sind - aber in der Gemeinde mit Verheirateten zusammenleben. Die Aussagen sind so umfassend, dass man nicht alles in einer Predigt auslegen kann. Heute soll ein Satz im Mittelpunkt stehen: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei."    

1.  Heilmittel gegen die Einsamkeit

"Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei." So sagt kein Lebensberater, kein Psychologe, kein Pfarrer, kein Wissenschaftler - sondern Gott selbst. Gott selbst hatte von Anfang an den Menschen als Gemeinschaftswesen "konstruiert". Und manche Theologen weisen darauf hin: Nicht einmal Gott selbst ist ganz allein, sondern einer - in Gemeinschaft: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wie sollte da der Mensch - Gottes Ebenbild - für sich allein sein?
Ganz abgesehen von solchen Überlegungen kann man ganz praktisch sagen: Einsamkeit wird für immer mehr Menschen zum Problem. Es ist eine gesellschaftliche Entwicklung. Und sie betrifft nicht nur alte Menschen, ohne Angehörige in der Nähe, allein an ihre Wohnung gebunden. Nein, immer mehr von den Jungen, Erfolgreichen sind einsam. Und sie stellen mitten in ihrer Karriere auf einmal fest, dass Geld und beruflicher Aufstieg nicht alles sind. Darüber kann dann auch nicht der "Lebensabschnittspartner" hinwegtrösten, den man am Wochenende sieht. Und so erlebe den Menschen von heute oft als ausgesprochen zwiespältig. Da leidet man auf der einen Seite unter Einsamkeit, flieht in alle möglichen Aktivitäten. Action, Erlebnisurlaub, Spaß. Und auf der anderen Seite haben viele Angst vor einer festen Bindung. Nur nicht zu schnell heiraten - man könnte ja nach einer Zeit feststellen, dass es doch nicht passt.
"Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei." "Darum wir ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen." Das ist in der Tat ein Grund, wenn nicht der wichtigste Grund überhaupt, warum Gott die Ehe eingerichtet hat. Die Ehe ist Gottes "Heilmittel gegen die Einsamkeit". Heute genauso wie damals, als die ersten Menschen geschaffen wurden. Es ist nicht die mehr oder weniger feste Bindung an einen "Lebensgefährten" oder Freund. Nicht die Beziehung zu den Eltern oder zu den Kindern. Auch nicht - und ich meine das nicht als Scherz! Auch nicht die Beziehung zum Schoßhündchen, dem man Kleider strickt und mit dem man redet wie mit einem Menschen. Alles das kann man nicht vergleichen. Gottes einzig wahres Mittel gegen die Einsamkeit ist die Ehe.
Bevor wir jetzt sofort unsere Einwände dagegen bringen, lasst uns einen Moment nachdenken. Wie ist das? Jeder Verheiratete wird bestätigen, dass die Ehe keineswegs das Paradies auf Erden ist. Verliebte Romantik kann abkühlen. Man kann sich streiten, sich gegenseitig böse Dinge antun. Und dennoch. Viele können es aus der Erfahrung bestätigen, wie gut es dennoch tut, wenn ich nicht allein bin. Sondern wenn ich weiß, wo ich hingehöre - und zwar für immer hingehöre. Wenn ich einen Partner oder eine Partnerin habe, wo ich fühle: Es ist einfach schön, dass du da bist, dass du bei mir bist. Ist das nicht - immer noch - der beste Grund, zu heiraten? Dieses "Heilmittel gegen die Einsamkeit" zu gebrauchen, das Gott selbst erfunden hat?

2.  Biblische Gründe, warum manche nicht heiraten können

Kommen wir jetzt zu der Frage: "Ja, aber ich kann oder will aus den und den Gründen nicht heiraten." Warum kann ein Mensch nicht heiraten? In der Bibel gibt es nach meiner Auffassung vor allem zwei Gründe, warum ein Mensch allein bleiben muss. Es kann zum einen eine besonders schwere Führung Gottes sein. Denken wir etwa an einen Witwer oder eine Witwe, die sich ihre Einsamkeit nicht ausgesucht haben. Ein Beispiel dazu finden wir, als der neugeborene Jesus in den Tempel gebracht wird. Da kommt eine alte Frau dazu, von der heißt es: "Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser; die war hochbetagt. Sie hatte sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt, nachdem sie geheiratet hatte, 37 und war nun eine Witwe an die vierundachtzig Jahre (Lk. 2:36-37)" Wie viele Jahre der Einsamkeit stecken wohl hinter diesen Sätzen? Solche Menschen werden von Gott in besonderer Weise ermutigt, Gemeinschaft mit ihm zu suchen, im Gebet. Einsam und doch nicht einsam - denn der lebendige Herr ist bei mir. Es ist in der Tat eine schwere Führung, und oft ist gar nicht zu erkennen, warum ausgerechnet das der Weg Gottes ist.
Andere suchen jahrelang nach einem Ehepartner. Und Gott wartet und wartet, und schenkt einfach noch keinen. Natürlich werden solche Menschen zuerst ermutigt, im Gebet nicht nachzulassen, nicht aufzugeben. Aber auch wir als Gemeinde sind besonders gefragt. Was könnte das für uns heißen? An praktischen Schritten? Wie gehen wir als Ehepaare mit Alleinstehenden um? Lassen wir uns als junge Familie so von Familienthemen aufsaugen, dass wir nichts anderes mehr im Blick haben? Gerade für Alleinstehende ist es wichtig, dass sie Freundschaften pflegen können. Und dass sie sich willkommen fühlen bei denen, die in einer Partnerschaft oder einer Familie leben.
Und dann gibt es noch einen zweiten Grund, warum manche nicht heiraten können. Manchmal beruft Gott einzelne Christen für eine ganz besondere Aufgabe. Das beste Beispiel ist der Apostel Paulus. Er war Hauptverantwortlicher, um das Evangelium in Europa auszubreiten. Ständig unterwegs, immer wieder in Lebensgefahr. Wie hätte sich so ein Mann um Frau und Familie kümmern sollen? Gott schenkte ihm die Gabe der Ehelosigkeit. Paulus schreibt darüber im 1. Korintherbrief: "Ich wollte zwar lieber, alle Menschen wären, wie ich bin, aber jeder hat seine eigene Gabe von Gott, der eine so, der andere so." (1 Korinther 7:7) Oder denken wir etwa an die Diakonissen, in ihrer klassischen Form. Die sich als Unverheiratete in ganz besonderer Weise den Mitmenschen zuwenden, ihnen dienen können.
Wie gesagt - es eine besondere Gabe, für eine besondere Berufung. In der Bibel wird darauf Wert gelegt: So eine Berufung ist die Ausnahme, nicht die Regel. Niemand sage zu schnell: Ich bin zur Ehelosigkeit berufen. Wenn es aber der Fall ist. Dann gibt Gott auch die Kraft dazu, allein zu leben.

3.  Menschengemachte Probleme, warum manche nicht heiraten wollen

Daneben gibt es eine Menge an Gründen, die ganz sicher nicht auf Gott zurückzuführen sind. Sondern es handelt sich ausnahmslos um menschengemachte Probleme. Ich will zwei Beispiele nennen, die meines Erachtens heute von besonderer praktischer Bedeutung sind - und es gibt sicher noch mehr.
Da sagt einer: "Ich bin zu alt, um noch zu heiraten. Und überhaupt - was werden die Verwandten über zwei 75-Jährige vor dem Standesamt sagen?" Ob wir damit Gott nicht völlig menschliche Grenzen setzen? Manchmal gibt uns das Wort Gottes viel mehr Freiheiten als die Menschen. Die uns sagen: Das tut man nicht. Wo steht in der Bibel eine Altersbegrenzung für die Hochzeit? In einer Zeit wie heute, wo die Lebenserwartung ständig steigt, und so mancher über 90 Jahre alt wird, ist das eine zunehmend wichtige Frage. Da gibt es vielleicht lange Gesichter bei den zukünftigen Erben - wenn sie sehen, wie in der "Oma ihr klein Häuschen" noch jemand einzieht. Der sogar einen Rechtsanspruch darauf hat, weil er Oma geheiratet hat. Aber das ist doch das Problem der Erben, nicht das Problem von Oma - oder? Oma wird jedenfalls nicht mehr so einsam sein, wenn sie das gottgegebene Mittel gegen Einsamkeit gebraucht - und heiratet.
Dann sind da die, die sagen: Warum soll ich heiraten? Ich kenne meinen Partner, wir lieben uns, und wir können doch auch so zusammenleben. Wenn die beiden noch keine persönliche Beziehung zu Jesus Christus haben. Wenn sie noch nicht wissen, wie man am besten nach dem Wort Gottes lebt. Dann kann man das gut verstehen. Schließlich machen es ganz viele heutzutage, ein Zusammenleben "ohne Trauschein" - und es klappt doch auch meistens, oder?
Anders sieht die Sache aus, wenn es sich um gläubige Christen handelt. Dort, wo Paulus über seine Gabe der Ehelosigkeit schreibt (s.o.), da sagt er auch: "Wenn sie sich aber nicht enthalten können (also nicht die Gabe der Ehelosigkeit haben und sexuell enthaltsam leben), sollen sie heiraten; denn es ist besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren." (1 Korinther 7:9) Das ist eine unmissverständliche Anweisung für alle Christen, und bedarf eigentlich keiner weiteren Diskussion. Gott möchte nicht, das christliche Paare "einfach so" und ohne Trauschein zusammenleben.
Abgesehen von dieser Anweisung tut man sich selbst viel Schaden damit. Meine Erfahrung aus Traugesprächen ist: Die beiden, die bisher zusammengelebt haben, wissen genau, dass die Ehe noch einmal etwas ganz Anderes ist. Man merkt: Eine Ehe einzugehen, das ist etwas Endgültiges. Das hat eine ganz besondere Tiefe. Das spüren auch die, die keine persönliche Beziehung zu Jesus haben. Wie soll ich diese tiefste Gemeinschaft erfahren, wenn ich weiß: Eigentlich haben wir immer noch etwas voreinander zurückgehalten? Nämlich die endgültige Zusage. Sei es, weil man sich nicht so fest binden will. Sei es, dass man Angst hat vor den Verpflichtungen. Nein, so bleibt man letztlich einsam, mitten in einer Partnerschaft, die nicht zur Ehe geworden ist, die nicht ihr Ziel erreicht hat.
Das Leben spielt ja viele merkwürdige Dinge, die man manchmal erst glaubt, wenn man sie selbst  gesehen hat. Was ist, wenn z.B. einer der Partner in dieser "eheähnlichen" Gemeinschaft plötzlich einen schweren Unfall hat und pflegebedürftig wird? Dem einen die Freiheit des Junggesellen zurück, und der andere ins Pflegeheim? So etwas kommt im richtigen Leben nun einmal vor. In einer Ehe hat man sich versprochen: Wir halten nicht nur an guten, sondern auch an schlechten Tagen zusammen. Wir machen das sogar juristisch fest, zu unserem eigenen Besten. Und auch in einer Zeit mit vielen Scheidungen - viele Ehen halten eben doch, durch "dick und dünn". Vergessen wir das nicht! Heilmittel gegen die Einsamkeit - das hat viel damit zu tun, dass die Ehe etwas Endgültiges und Exklusives ist. Wo man sich versprochen hat: Dass wir zusammenhalten, das soll nicht mehr zur Diskussion stehen. Wir bleiben zusammen, für immer.

Liebe Gemeinde. Lasst uns deshalb richtig damit umgehen. Mit diesem "Heilmittel gegen die Einsamkeit". Lasst uns bei denen sein, die - vielleicht sogar für längere Zeit - einsam bleiben müssen. Lasst uns dankbar sein, wenn wir einen Partner fürs Leben gefunden haben. Die Ehe ist wirklich eine wunderbare Einrichtung. "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei."     Amen.

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