Neuer Mut für müde Christen
Predigt über Jesaja 35,1-10
35:1 Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe
wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. 2 Sie wird blühen
und jubeln in aller Lust und Freude. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr
gegeben, die Pracht von Karmel und Scharon. Sie sehen die Herrlichkeit
des HERRN, die Pracht unsres Gottes. 3 Stärket die müden Hände
und macht fest die wankenden Knie! 4 Saget den verzagten Herzen: »Seid
getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur
Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.« 5 Dann
werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet
werden. 6 Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge
der Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen
und Ströme im dürren Lande. 7 Und wo es zuvor trocken gewesen
ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen
sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf
stehen. 8 Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen
wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch
die Toren dürfen nicht darauf umherirren. 9 Es wird da kein Löwe
sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu
finden, sondern die Erlösten werden dort gehen. 10 Die Erlösten
des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige
Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen,
und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.
Liebe Geschwister,
Christus kommt - um müde Christen aufzurichten. Um ihnen die Furcht
vor der Zukunft zu nehmen. Stärkt die müden Hände. Sagt
es den verzagten Herzen. Fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott!
Drei Bilder werden hier verwendet: Wenn Christus kommt. Dann ist das wie
Wasser und Leben mitten in der Wüste. Dann ist das wie die Genesung
nach einer schweren Krankheit. Dann ist das wie ein Weg, der vor uns liegt
- und der ganz sicher zum Ziel führt.
1. Wasser und Leben - mitten in der Wüste
Da saßen sie nun fest, in der babylonischen Gefangenschaft. Weit
weg von ihrer Heimat. Aus eigener Schuld war das Volk Israel dorthin geraten.
Nachdem sie Gott immer wieder "vor den Kopf gestoßen hatten". Und
sich rein gar nichts sagen lassen wollten. Und jetzt diese Verheißung:
"Die Wüste und Einöde wird frohlocken." Sie werden wieder zu
Hause sein, die fruchtbaren Gegenden am Berg Karmel und von Scharon sehen.
"Sie sehen die Herrlichkeit und Pracht unsres Gottes."
Dazu muß man etwas erklären: Wie so viele Verheißungen
und Weissagungen im Alten Testament - hat auch unser Predigtabschnitt einen
"Überschuß". Vieles, das Gott verspricht - bezieht sich auf
die Geschichte Israels. Besonders darauf, wie Gott sein Volk immer wieder
vor Feinden rettet, aus der Gefangenschaft führt. Auch hier ist das
so. Aber das Erstaunliche ist: damit ist noch längst nicht alles geschehen,
was Gott verheißen hat. Viele dieser Weissagungen blicken weit über
ihre Zeit hinaus. Sie blicken auf die Zeit, wenn der Messias. Wenn Jesus
Christus in unsere Welt kommt. Wir dürfen darin auch Bilder sehen.
Wunderbare Bilder für das, was Jesus uns bringt. So wollen wir diese
Verheißung Jesajas heute morgen anschauen: als wunderbare Bilder
für das, was Jesus uns bringt.
Fangen wir gleich mit der ersten Verheißung an: "Die Wüste
und Einöde wird frohlocken." Es gibt auch so etwas wie "geistliche
Trockenzeiten". Zeiten, in denen mir Gott weit weg erscheint. Zeiten, in
denen das Beten und Bibellesen. Der Gottesdienstbesuch. Der "Dienst" in
der Gemeinde. Wo all das zäh und lustlos vor sich geht. Da fällt
auch meist das Wichtigste immer wieder aus: die Stille. Die Stille zum
Gebet. Die Stille mit dem Wort Gottes. Geistliche Trockenzeiten. Da kann
auch der frömmste und beste Christ hineingeraten. Manchmal aus eigener
Schuld. Weil ich mich im Alltag sehr weit vom Willen Gottes entfernt habe.
Manchmal aber - weiß ich auch gar nicht, wie und warum mir das geschieht.
Was ich dann brauche, ist wieder neuer Mut. "Stärket die müden
Hände und macht fest die wankenden Knie! Saget den verzagten Herzen:
Seid getrost, fürchtet euch nicht." Es ist ein besonderer Mut. Kein
Mut, den ich mir selber zuspreche: Reiß dich zusammen, du wirst es
schaffen. Kein Mut, den mir andere - wohlgemeint! - wünschen: Kopf
hoch, es wird schon wieder. Sondern: es ist ein Mut, weil Christus zu mir
kommt. "Seht, da ist euer Gott!" "Sie sehen die Herrlichkeit des Herrn,
die Pracht unseres Gottes." Ein Mut, den Jesus mir bringt. Wasser und Leben,
mitten in der Wüste. Das ist nichts Selbstverständliches. Das
gibt es eben nur dort, wo Gott es schenkt. Neues Leben - mitten in geistlichen
"Trockenzeiten". Das gibt es nur dort, wo ich mich beschenken lasse. Mich
von Jesus beschenken lasse.
Ein alter Mann, neunzig Jahre alt, wurde einmal gefragt: "Haben Sie
den Herrn Jesus lieb?" Der alte Mann antwortete freundlich: "Ja, ich habe
ihn lieb, aber ich kann Ihnen noch etwas Besseres sagen." - "Kann es noch
etwas Besseres geben, als Jesus zu lieben? Was könnte das sein?" Der
Alte lächelte und sagte: "Er hat mich lieb." Jesus beschenkt
mich - mit seiner Liebe. Wo möchte ich das neu lernen? Mich von Jesus
beschenken zu lassen? Wo möchte ich neues Leben von ihm empfangen?
Wenn es in mir drinnen so richtig "wüst" aussieht?
2. Wieder gesund - nach schwerer Krankheit
"Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet
werden. Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge der
Stummen wird frohlocken." Jesus hat viele Kranke geheilt. Wenn wir an die
zehn Aussätzigen denken (Lukas 17,11-19). Die endlich wieder ein normales
Leben führen konnten. Oder an den Blindgeborenen. Der wußte
überhaupt nicht, was "Sehen" bedeutet. Und Jesus hat ihm sein Augenlicht
geschenkt. Jesus hat bei vielen ihren kranken Körper wiederhergestellt.
Aber bei weitem nicht bei allen. Nur eines, das war für alle da: Jesus
hat mit diesen Heilungen ein Zeichen gesetzt hat. Ein Zeichen dafür,
daß er nicht nur einige. Sondern alle Menschen. Wieder geistlich
"gesund" machen will.
Das Erstaunliche an diesen Heilungen war ja: Nach menschlichem Ermessen
waren das alles "hoffnungslose Fälle". Da konnten die Ärzte nichts
mehr machen. Nur für Jesus - da gab und gibt es keine hoffnungslosen
Fälle. Sagt den verzagten Herzen: Seid getrost. Stärkt die müden
Hände. Auch unter den "besten" Christen gibt es das: Müde, "ausgebrannt"
und frustriert. Enttäuscht vom Leben als Christ. Enttäuscht von
meiner Gemeinde. Enttäuscht von Gott. Das kann daran liegen, daß
ich schuldig geworden bin. Ich weiß genau, welchen Schritt mein Herr
jetzt von mir erwartet. Aber ich bin nicht bereit, ihn zu tun. Da wird
man müde und verzagt, o ja! - Das kann aber auch daran liegen, daß
mir das Vertrauen abhanden gekommen ist. Das Vertrauen, daß mein
Herr unter allen Umständen zu mir hält - nicht nur an den schönen
Tagen.
Nur Jesus, der kann hier tatsächlich ein Wunder vollbringen. Ein
geistliches "Heilungswunder". Da war ich blind - blind für die Liebe
und Fürsorge meines Herrn. Und Jesus öffnet mir die Augen. Und
ich fasse neues Vertrauen. Da war ich taub. Taub für das, was Gott
mir schon so lange zu sagen hatte. Und Jesus öffnet mir die Ohren.
Und ich höre auf ihn. Und gehorche. Da war ich stumm und konnte nicht
einmal mehr beten. Und er hat mir wieder Worte geschenkt. Da war ich lahm
und saß in meiner Kirchenbank, ließ die anderen den Dienst
tun. Und Jesus hat mich wieder auf die Beine gestellt, hat mir "Beine gemacht".
"Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch..."
Es gehört zu den Prinzipien des Dienstes Jesu an uns. Es gehört
zur Macht Gottes. Daß er dort etwas bewirkt, wo eigentlich vorher
"nichts" war. So wie er schon die ganze Welt aus dem Nichts erschaffen
hat. Aus dem Nichts - kaum vorzustellen! So, wie er auch schon aus vielen
hoffnungslosen Sündern Gottes Kinder gemacht hat. So ist er auch heute
noch. Zu mir. Und schenkt "geistliche Genesung". Schenkt sie da, wo ich
nichts mehr gehofft habe. Warum glauben wir das nur so wenig....? Stärket
die müden Hände und macht fest die wankenden Knie!
3. Der Weg, der ganz sicher zum Ziel führt
Ich habe in letzter Zeit immer wieder einmal darüber gesprochen. Daß
wir keine Angst haben sollen und brauchen. Angst, wir könnten als
Christen nicht am Ziel ankommen. Nicht in der himmlischen Herrlichkeit
ankommen, bei unserem Herrn. Was dazu in genauen, durchdachten Lehren wie
im Römerbrief klar und deutlich dargestellt wird. Das führt Gott
uns hier noch einmal durch das schöne Bild eines Weges vor Augen.
"Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und nach Zion kommen
mit Jauchzen." Ursprünglich war ja das Volk in der babylonischen Gefangenschaft
gemeint. Gott hat sie nicht nur dort wieder herausgeführt. Er hat
sie auch zum Ziel geführt. In ihre Heimat, nach Zion, nach Jerusalem.
Wenn Jesus uns herausholt. Aus dem Unglauben und aus der Sünde. Dann
bringt er uns auch bis nach Hause.
Lesen wir die Wegbeschreibung hier: Zuerst macht er uns bereit für
den Weg in seiner Nachfolge: Kein Unreiner darf diesen Weg betreten, lesen
wir hier: Zuerst muß Jesus uns reinigen, uns unsere Schuld wegnehmen.
Dann können wir losgehen, auf dem "heiligen Weg" in seiner Nachfolge.
Es ist nicht immer ein leichter, Weg, bequem und gut zu laufen. Das
steht hier nicht. Aber "es wird da kein Löwe sein und kein reißendes
Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden." Die Leute wußten
damals gut, was Löwen waren. Und daß diese Raubtiere ohne Weiteres
einen Menschen töten konnten. Denken wir nur an Daniel in der Löwengrube!
Wenn Gott ihm keine Schutzengel zur Hilfe geschickt hätte - er hätte
keine Chance gehabt. Ja, es ist wahr: uns wird in unserem Glaubensweg nichts
begegnen, was unseren Glauben und unsere Verbindung zu Jesus "töten"
könnte. Was unser geistliches Leben "töten" könnte. Sogar
der Teufel, der "brüllende Löwe", wie Petrus ihn nennt (1. Petrus
5,8). Der ist gewissermaßen "angekettet", er darf nicht tun, was
er will. Auch der Widersacher darf unseren Glauben nicht töten. Dafür
bürgt unser Herr. Jesus macht eben keine "halben Sachen". Wenn er
uns in den Weg der Nachfolge ruft. Dann bringt er uns ganz gewiß
bis zum Ziel!
Wer gerne wandert, der weiß: Nichts kann einen müden Wanderer
mehr niederdrücken, wenn er sich unterwegs erschöpft hinsetzen
muß. Und er fragt sich: Werde ich überhaupt ankommen? Dorthin,
wo ich hin will? Was wird mir unterwegs noch begegnen? Habe ich genug Kraft?
Jesus malt uns müden Christen auf ihrer "Wanderung" die himmlische
Herrlichkeit vor Augen: Ewige Freude werden wir haben. Es wird keinen Schmerz
mehr geben. Keine Trauer. Keine Klage über schwere Nöte, die
uns getroffen haben. Das ist etwas, das so schön ist. Daß wir
es uns gar nicht vorstellen können. Und Jesus sagt: Ich garantiere
euch, daß ihr - gerade ihr Müden und Verzagten! - daß
ihr dort gewiß ankommen werdet. So wie damals die befreiten Gefangenen
ganz gewiß in Jerusalem angekommen sind. "Die Erlösten des Herrn
werden wiederkommen." Ganz gewiß. Denn unser Herr hat es versprochen.
Liebe Geschwister. Wenn wir also müde sind. Müde in unserem
Leben im Glauben. Müde im Leben mit Jesus. Dann wollen wir das nicht
vergessen. Was Jesus uns geben kann. Das ist wie Wasser und Leben mitten
in der Wüste. Das ist wie das Gesundwerden nach einer "hoffnungslosen"
Krankheit. Das ist wie ein Weg, der ganz gewiß zum Ziel führt.
Lassen wir uns von Jesus beschenken. Denn dazu ist er gekommen. Amen.