Das Gebet im Namen Jesu -
der Schlüssel zum Herzen Gottes - Predigt über Johannes
16,23b-33
23 ... Jesus Christus spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn
ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch
geben. 24 Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so
werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei. 25
Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Zeit, daß
ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei
heraus verkündigen von meinem Vater. 26 An jenem Tage werdet
ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, daß ich
den Vater für euch bitten will; 27 denn er selbst, der Vater,
hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, daß ich von
Gott ausgegangen bin. 28 Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt
gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.
29
Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus
und nicht mehr in Bildern. 30 Nun wissen wir, daß du alle
Dinge weißt und bedarfst dessen nicht, daß dich
jemand fragt. Darum glauben wir, daß du von Gott ausgegangen
bist. 31 Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr? 32 Siehe, es kommt
die Stunde und ist schon gekommen, daß ihr zerstreut werdet,
ein jeder in das Seine, und mich allein laßt. Aber ich bin
nicht allein, denn der Vater ist bei mir. 33 Das habe ich mit euch
geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst;
aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Liebe Gemeinde,
wer im Namen Jesu betet, der hat den Schlüssel zum Herzen Gottes
gefunden. So mancher fragt sich: Hört mich überhaupt jemand,
wenn ich bete? Gehen meine Gebete weiter als bis zur Zimmerdecke? Wer
im Namen Jesu betet, der darf wissen: Seine Gebete erreichen direkt das
Herz unseres himmlischen Vaters. Und sein Vaterherz wird bewegt werden.
Auf dass er uns gibt, was nötig ist.
1. Was bedeutet es, im Namen Jesu zu beten?
Um das zu verstehen, müssen wir mehrere tausend Jahre in der
Geschichte zurückgehen, lange bevor Jesus lebte. Jesus und seine
Jünger waren Juden, und sie kannten die fünf Bücher
Mose, die Thora, sehr gut. Sie wussten, wer im Namen des Volkes Israel
als Vermittler vor Gott trat: Es waren die Hohenpriester, die die
Gebete und Opfer des Volkes vor Gott brachten. Besonders deutlich wurde
das am so genannten "Jom Kippur", dem Versöhnungstag.
Die Ursprünge des höchsten jüdischen Feiertags sind im
3. Buch Mose beschrieben, im 16. Kapitel. Dort lesen wir am Anfang
(3.Mose 16) "1 Und der HERR redete mit Mose ... 2 und sprach: Sage
deinem Bruder Aaron, daß er nicht zu jeder Zeit in das Heiligtum
gehe hinter den Vorhang vor den Gnadenthron, der auf der Lade ist,
damit er nicht sterbe; denn ich erscheine in der Wolke über dem
Gnadenthron. 3 Er soll hineingehen mit einem jungen Stier zum
Sündopfer und mit einem Widder zum Brandopfer." Das Heiligtum war
in der Zeit der Wüstenwanderung Israels ein Zelt, später der
Tempel in Jerusalem. Dort stand die Bundeslade, eine Truhe aus
Akazienholz, überzogen mit Gold. Zwei Cherubim - Engelsfiguren -
thronten darüber, als Deckel diente die sogenannte Kapporet, die
Sühneplatte. Oder wie Luther übersetzt: Der Gnadenthron. Dort
erschien Gott, dort zeigte er sich seinem Volk. Keiner konnte sich
diesem Ort unbefugt nähern, das hätte tödliche Folgen
für ihn gehabt. Einmal im Jahr, am Versöhnungstag, durften
die Hohenpriester hineingehen. Sie mussten mit einem Opfer kommen, um
für die Sünden des Volkes zu sühnen.
Die Jünger Jesu kannten das alles sehr gut, es gehörte zur
Geschichte ihres Volks. Aber jetzt sagt Jesus ihnen: Diese Zeit ist
vorbei. Es wird für euch künftig keinen Versöhnungstag
mehr geben. Es werden keine Hohenpriester mit Tieropfern mehr
dafür sorgen, dass eure Sünden vergeben und eure Gebete
erhört werden. Sondern ich werde alles für euch sein: Der
Hohepriester und das Opfer, das für eure Sünden sühnt.
Dieser Zusammenhang ist im 9. Kapitel des Hebräerbriefs
beschrieben. Wir lesen dort (Hebräer 9:11-12): "Christus aber ist
gekommen als ein Hohepriester ... Er ist auch nicht durch das Blut von
Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein
für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige
Erlösung erworben." Deshalb heißt im Namen Jesu zu beten:
Ich berufe mich auf sein Blut, das er zur Vergebung meiner Sünden
auf Golgatha vergossen hat. Ich glaube, dass er lebt. Ich glaube daran,
dass er mein Hohepriester ist, der mir meine Sünden vergibt und
all meine Gebetsanliegen direkt zu meinem Vater im Himmel trägt.
Wenn das so ist, dann ergibt sich eine wichtige Schlussfolgerung
daraus, für jeden von uns. Wenn wir nämlich fragen: Was ist
das wichtigste Gebet eines jeden Menschen, damit seine Gebete
tatsächlich weiter gehen als bis zur Zimmerdecke? Da gibt es
eigentlich nur eine Antwort, nämlich: Herr, sei mir Sünder
gnädig. So war es z.B. bei Petrus, als Jesus ihn von den
Fischernetzen weg rief, hinein in seine Nachfolge (Lukas 5:8): Da
"... fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von
mir! Ich bin ein sündiger Mensch." Und Jesus spricht zu ihm (Lukas
5:10): "Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen."
Denkst du manchmal: Gott ist so weit weg von mir. Ich weiß nicht,
ob er mich hört. Ich weiß nicht, ob ihm etwas an mir liegt.
Gibt es ihn überhaupt, oder ist alles nur eine große
Einbildung? Wenn das so ist, dann gebe ich dir einen guten Rat. Frage
dich: Hast du dieses erste und wichtigste Gebet schon gebetet - Herr,
sei mir Sünder gnädig? Vergib mir meine Schuld, um Jesu
willen, der für mich sein Blut vergossen hat? Hast du es
aufrichtig gebetet, und betest du es bis heute? Dann darfst du wissen:
Deine Sünden sind dir vergeben. Und all deine Anliegen, all deine
Nöte, aber auch all dein Dank und deine Freude - sie sind
vorgedrungen bis zum Herzen Gottes. Denn du hast seinem Namen gebetet.
Was haben wir nur für ein großes Vorrecht als Christen! Denn
wir dürfen im Namen Jesu beten.
2. Gibt es auch Gebete, die nicht im Namen Jesu gesprochen
werden?
Bevor ich mich mit dieser Frage beschäftige, gestattet mir einen
kurzen Ausflug in die Politik. Mein Ausflug in die Politik bezieht sich
auf einen alten bekannten Spruch: "Jeder soll nach seiner Facon selig
werden." Was weniger bekannt ist: Dabei handelt es sich nicht um eine
theologische Behauptung, bei der es um die Anbetung dieser oder jener
Gottheit geht. Sondern es ist ein Ausspruch vom "Alten Fritz",
König Friedrich dem II. von Preußen. Es ist ein politisches
Programm. Denn er wollte damit sagen: Bei uns in Preußen sollen
alle miteinander friedlich leben können. Egal, auf welche Weise
sie Gott anbeten. Solange sie sich an unsere preußischen Gesetze
halten, können sie ihren Glauben jeder auf seine Weise leben und
so "jeder auf seine Facon selig werden". In Minden bedeutete das z.B.:
Hugenottische Flüchtlinge aus Frankreich, reformierten Glaubens,
fanden in einer lutherisch geprägten Stadt eine neue Heimat. Das
war damals keine Selbstverständlichkeit! Eine Erinnerung daran
ist bis heute die reformierte Kirche St. Petri in Minden.
Auch unser Grundgesetz schützt die Religionsfreiheit als ein hohes
Gut. Und wir Christen tun gut daran, uns um ein friedliches
Zusammenleben zu bemühen, nicht nur mit Christen aller
Konfessionen, sondern auch mit Juden, Muslimen, Atheisten, oder wem
auch immer. Ich habe diese Einleitung vorausgeschickt, um mich mit der
Frage zu befassen: Wenn wir Christen mit Menschen anderer Religionen
friedlich zusammen leben. Wenn wir uns mit ihnen befreunden. Wenn wir
mit ihnen zusammen arbeiten und feiern. Können und sollen wir dann
auch mit ihnen zusammen - beten? In manchen Kirchen gab und gibt es so
genannte interreligiöse Gebete, bei denen etwa ein Pfarrer und ein
Imam zusammen einen Gottesdienst veranstalten. Wie haben wir das
einzuordnen? Wie haben wir darüber zu denken, wenn ein Mensch
einer anderen Religion betet?
Wenn Jesus hier seinen Jüngern sagt: Wer auch immer in meinem
Namen betet, der wird von meinem Vater im Himmel erhört. Dann sagt
er damit auch: Nur wer in meinem Namen betet, der wird von meinem Vater
erhört. An anderer Stelle drückt er das so aus (Johannes
14:6): "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt
zum Vater denn durch mich." Um es auf den Punkt zu bringen: Alles
Beten, das nicht im Namen Jesu geschieht, ist - zwecklos. Es ist
zwecklos, weil es seinen Bestimmungsort nicht erreichen kann. Der
Sünder kann nur im Namen Jesu zum heiligen Gott durchdringen.
Nun frage ich euch: Kennt ihr irgendeine Religion außer dem
christlichen Glauben? Bei der man im Namen Jesu betet? Sich auf ihn und
sein Opfer am Kreuz beruft? Um Zugang zu Gott zu finden? Mir ist keine
solche Religion bekannt. Können wir also mit Menschen anderer
Religionen zusammen beten? Ja - wenn dieses Gebet im Namen Jesu
ausgesprochen wird. Unter Berufung auf seinen Tod und seine
Auferstehung. Das Problem dabei ist: Wird sich mein Gegenüber
darauf einlassen?
Ich würde diesen Abschnitt gern mit einem Beispiel
beschließen. Ich selbst habe beruflich viel mit gut abgeschirmten
Computersystemen zu tun. Diese stehen gewöhnlich in
Produktionshallen, bei komplizierten Maschinen, die von diesen
Computersystemen kontrolliert oder gesteuert werden. Es wäre
fatal, wenn ein Hacker in diese Systeme eindringen würde. Deshalb
gibt es Passwörter und bestimmte Zugangsprozeduren, die nur den
dazu Befugten bekannt sind.
Wir können uns den Namen Jesu wie ein Zugangspasswort vorstellen.
Nur durch diesen Namen finden wir Zugang zum himmlischen Heiligtum, zu
Gott, dem Vater. Anders kommen wir dort nicht hinein. Einen
großen Unterschied gibt es allerdings: Das "Zugangspasswort zu
Gott" ist öffentlich! Ja, es ist öffentlich. Jedermann kann
sich eine Bibel besorgen und dort alles Nötige über Jesus
erfahren, und über das Beten in seinem Namen. Das Evangelium ist
keine Geheimlehre, und wir müssen uns in Gott nicht auf irgendeine
Weise "hineinhacken". Sondern er hat uns alles mitgeteilt, was wir
wissen müssen. Das Problem ist nur, dass der Mensch immer wieder
seine eigenen Zugänge zu Gott sucht. Und deshalb gab und gibt es
auch immer wieder Gebete, die nicht im Namen Jesu stattfinden. Und die
- die kommen tatsächlich nicht weiter als bis zur Zimmerdecke.
3. Was hilft mir das Beten im Namen Jesu?
Jesus beschließt diesen Abschnitt mit einem bekannten Wort: "Das
habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt
habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden."
Auf dass ihr Frieden habt. Es kommt vor, dass auch Christen durch
schwere Zeiten gehen. Sie fühlen nichts von Gott, sind innerlich
aufgewühlt, finden keine Ruhe. Ich brauche nicht aufzuzählen,
was einen Menschen dazu bringen kann. Da hat jeder so seine eigenen
Erfahrungen. In diesen Zeiten dürfen wir uns daran erinnern, warum
Jesus uns all diese Dinge über das Gebet in seinem Namen lehrt. Er
tut es, damit wir in ihm Frieden finden. Schutz und Geborgenheit bei
unserem Vater im Himmel. Gerade in diesen Zeiten sollen wir uns daran
erinnern: Wer im Namen Jesu betet, der hat den Schlüssel zum
Herzen Gottes gefunden. Das gibt mir Frieden - in ihm.
Lasst uns in solchen Zeiten. Aber nicht nur in solchen Zeiten. Lasst
uns Jesus beim Wort nehmen. Und voller Vertrauen in seinem Namen
bitten. Wir können uns darauf verlassen, was er versprochen hat:
"Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's
euch geben." Amen.
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