Liebe Geschwister,
was ist eigentlich Segen? "An Gottes Segen ist alles gelegen", so heißt
es. Aber was kann man sich unter "Segen" vorstellen? Und: wie komme ich
zu diesem Segen? Wie bleibt der Segen bei mir?
1. Segen ist etwas "zum Anfasssen"
Stadt, Acker, Kinder (Frucht deines Leibes), Vieh, Korb und Backtrog.
So heißt es hier. Lauter praktische Dinge, eben etwas "zum Anfassen".
Darum geht es beim Segen. Segen ist durchaus etwas Sichtbares. Etwas, das
man "vorzeigen" kann. Wenn wir in unserem Glauben immer wieder - zu Recht!
- über unsere Zukunft. Über die Rettung. Das Heil. Wenn wir über
solche "jenseitigen" Dinge reden. Dann ist Segen die ganz und gar "diesseitige"
Seite unseres Glaubens. Wenn wir über Segen reden, dann reden wir
darüber, wie es uns jetzt und heute ergeht. In unserem täglichen
Leben.
Es ist wichtig, daß wir diese Seite nicht vergessen. Wenn wir
über Gott reden, dann reden wir - auch - über das "Diesseits".
Auch damit hat Gott zu tun. Deswegen hat unser Glaubensbekenntnis auch
drei Teile. Und es fängt an mit: ich glaube an Gott, den Vater, den
Allmächtigen. Den Schöpfer des Himmels und der Erde. Wenn wir
über Segen reden, dann reden wir über den, von dem wir schon
im ersten Kapitel der Bibel lesen( 1. Mose 1,28)" Und Gott segnete sie
und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die
Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im
Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh
und über alles Getier, das auf Erden kriecht."
Es ist gut, wenn man nicht nur auf die Dinge schaut, über die
man sich Sorgen macht. Liebe Geschwister: Wo haben wir in letzter Zeit
Segen erfahren? Schauen wir, was hier alles aufgezählt wird: "Gesegnet
sei dein Korb und dein Backtrog." Ich will als Beispiel nur daran erinnern,
daß wir beim Thema "Lebensmittel" nicht nur über die BSE-Krise
und steigende Rindfleischpreise zu reden haben. Die Regale in den Geschäften
biegen sich. Und wer etwas in der Welt herumkommt. Der wird sehen: in kaum
einem Land sind Lebensmittel so günstig und reichhaltig zu haben wie
bei uns- im Vergleich zum Einkommen. Unser "Korb und Backtrog" ist wirklich
gesegnet. "Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes." Wo haben wir Freude
gehabt an unseren Kindern oder Enkeln? Es ist wirklich ein Segen, daß
wir sie haben. Wo haben wir schönes erlebt mit unserem Ehepartner?
Auch das können wir zu diesem Segen zählen. "Gesegnet seist du
auf dem Acker." Ja, es ist wirklich ein Segen, wenn ich eine Arbeitsstelle
haben kann. Gerade bei uns wissen viele aus schmerzlicher Erfahrung: das
ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. "Gesegnet wirst
du sein in der Stadt." Man kann viel darüber schimpfen, was "die da
oben" sich wieder einmal ausgedacht haben. Aber es ist ohne Zweifel auch
so: auch in unserer Stadt, in Eibenstock, in Wildenthal, in Carlsfeld,
in Steinbach. Da gibt es so manches, wo es vorwärts geht. Wo es besser
aussieht als noch vor Jahren. Es ist wirklich ein Segen.
Man könnte noch viele andere Beispiele aufzählen. Und vielleicht
könnte mancher von uns hier noch ganz persönliche Dinge hinzufügen:
Es lohnt sich, immer wieder darüber nachzudenken: Wo hat Gott mich
ganz persönlich gesegnet? Gott hat tatsächlich sehr viel mit
unserem "Diesseits" zu tun. Er ist immer noch der allmächtige Schöpfer.
Und es ist gut, wenn wir unter seinem Segen leben. Aber laßt uns
noch weiter gehen. Denn es sind noch längst nicht alle Fragen beantwortet
- was es mit dem Segen auf sich hat.
2. Segen ist etwas anderes als die Rettung, als das Heil durch unseren
Herrn Jesus Christus
Sobald man über das Diesseits spricht. Darüber, wie Gott
damit zusammenhängt. Und über seinen Segen. Sobald man darüber
spricht. Kommen sehr schnell zwei Fragen auf. Die erste Frage bezieht sich
auf mich selbst, und sie kommt manchmal aus großer Not und Anfechtung:
Wenn Gott segnet, warum geht es mir dann so schlecht? Warum segnet er mich
nicht? Ich vertraue auf Jesus, ich versuche ihm nachzufolgen - hat Jesus
mich verlassen? Und die andere Frage ist manchmal nicht weniger schwer:
Warum geht es manchen Gottlosen so gut? Warum sind sie gesegnet - obwohl
sie offensichtlich nicht nach Gott fragen?
Ich möchte zunächst gar nicht die "Warum?"-Frage beantworten.
Sondern auf einen anderen Zusammenhang hinweisen: Genauso, wie das Glaubensbekenntnis
in drei Teile geteilt ist. Und nicht nur vom Schöpfer. Sondern auch
von Jesus und vom Heiligen Geist redet. Genauso haben wir sehr gut zu unterscheiden
und zu unterteilen, welche Art von Wohltaten uns Gott schenkt. "Segen"
ist etwas völlig anderes als "Heil", als Rettung! Diese beiden Sachen
dürfen wir auf keinen Fall durcheinandermengen. Sonst kommen wir auf
die schwierigsten, manchmal absonderlichsten Ideen. Was es mit unserem
Glauben auf sich hat.
Ich will es einmal an zwei extremen Beispielen klarmachen: am "reichen
Kornbauern" und an Hiob. Der reiche Kornbauer ist ein gutes Beispiel für
einen gesegneten, glücklichen Menschen. Er war mit sich und der Welt
rundum zufrieden, es ging ihm gut. Und doch ist er das "Paradebeispiel"
dafür, wie man mit vollem Bankkonto, strotzend vor Gesundheit und
Glück - direkt zur Hölle fahren kann. Vielleicht denken wir auch
an die zehn Aussätzigen: Jesus hatte sie alle mit Gesundheit gesegnet.
Und trotzdem kehrte nur einer um, um sich bei Jesus zu bedanken. Wenn ich
gesegnet bin - ist das noch lange keine Garantie dafür, daß
mein Verhältnis zu Jesus in Ordnung ist. Daß ich gerettet bin.
Daß mir meine Sünden vergeben sind. Nein - wenn Gott mich segnet.
Dann will er vielmehr, daß ich nach mehr suche. Nach mehr als nur
Diesseitigkeit und Lebensglück. Dann will er mich anhalten - daß
ich Rettung für die Ewigkeit suche. Was mache ich aus seinem Segen?
Schauen wir - ganz im Gegenteil - Hiob an. Gott hatte seinen Segen
vor ihm für eine lange, schmerzliche Zeit verborgen. Ich sage bewußt
- verborgen. Denn wir wissen, wie es dann gut ausgegangen ist. Sogar Hiobs
Freunde sagten ihm sinngemäß: Gott hat dir all seinen Segen
entzogen. Daraus können wir nur eines schließen: Sicher hat
er dich verlassen, weil du gesündigt hast. Aber wir sehen auch, wie
Hiob der einzige ist, der im Gegensatz zu seinen Freunden - Gott schließlich
die Ehre gibt. Er denkt auch nicht daran, auf seine Frau zu hören,
die ihm rät: Sage Gott ab und stirb. Er will von Gott nicht lassen
- weil Gott nicht von ihm läßt. Das gibt es bis heute: gläubige
Menschen, die in großer Not stecken. Wo Gott seinen Segen verborgen
hat. Aber sie stehen trotzdem im Heil. Sie wissen um ihren Heiland, der
ihre Sünden getragen hat. Segen und Heil - das sind zwei ganz verschiedene
Sachen. Zwei ganz verschiedene Wohltaten, die Gott uns schenkt. Halten
wir das gut auseinander - und suchen wir zuallerst sein Heil, und dann
erst den Segen.
3. Segen kann man sich nicht verdienen - aber Gott fragt nach unserem
Gehorsam
Nein, Segen kann man sich wirklich nicht verdienen, die Ursache ist
allein seine Gnade: Gott, sei uns gnädig und segne uns (Ps 67,2),
so beten sie im Psalm. Da gibt es bei Gott immer einen "Überschuß"
an vorlaufender Gnade, sonst wäre es schlecht um uns bestellt: Er
handelt nicht mit uns nach unseren Sünden und vergilt uns nicht nach
unserer Missetat. (Ps 103,10) Gott sei Dank!
Und doch gibt es in der Bibel einen eindeutigen Zusammenhang zwischen
dem Segen Gottes und unserem Gehorsam. Unserem Gehorsam gegen sein Wort.
Das Leben besteht nicht nur aus extremen Beispielen wie dem reichen Kornbauern
und Hiob. "Weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorsam gewesen
bist, werden über dich kommen alle diese Segnungen." Und: "Wenn du
aber nicht gehorchen wirst ... so werden alle diese Flüche über
dich kommen und dich treffen." Oder anders ausgedrückt: Wer Gott gehorsam
ist, der wird sehen: auf lange Sicht fährt er damit am besten, er
darf auf Segen hoffen. Und: wer im Ungehorsam bleibt, der sollte sich in
acht nehmen - vor Gott.
Eines der besten Beispiele in der Bibel ist sicher König David:
Sein ganzes Leben lang verbrachte er mit Gott. Er hatte "das Heil ergriffen",
wie wir auch sagen könnten. Gott ließ ihn nicht fallen. Und
doch erlebte er beides: Gehorsam und Segen, Ungehorsam und Fluch. Wie schwer
wurde er von Gott gezüchtigt, nach seinem Ehebruch und seinem Mord:
Gott vergab ihm seine ganze Schuld, und er verstieß David nicht.
Aber Gott nahm David in schwere Zucht - und es mußte sogar sein Kind
darüber sterben.
Nicht jeder Ungehorsam ist so schwerwiegend wie bei David. Und nicht
immer ist Gottes Zucht so hart. Aber auch wir haben unsern Herrn ernst
zu nehmen. Vor vielen Jahren, als ich noch Student war, habe ich in meiner
Heimat einmal in einer großen Fabrik "gejobbt", wo viele Tausende
aus der Gegend arbeiteten. "Freudenberg", so hieß die Firma, und
viele in der Gegend kannten sie. Ich glaube, es war einmal in einer Pause,
wo mir ein Kollege erzählte: Wenn man im Odenwald, dort wo viele der
Arbeiter wohnten. Wenn man dort durch den Ort gehen würde, und würde
laut rufen: "Freudenberg, komm raus!" Dann würden dort die Häuser
zusammenfallen. Das war natürlich ein Scherz - mit ernstem Hintergrund.
Ein Scherz über das, was man so alles heimlich aus der Firma mit nach
Hause genommen hatte. Was jetzt in die Häuser eingebaut war.
Scherz beiseite: wir können als Christen fest damit rechnen. Wenn
wir unser Leben auf unrechte Dinge aufgebaut haben (das müssen nicht
immer "gemauste" Dinge sein...). Dann können wir fest damit rechnen,
daß Gott eines Tages kommt. Und - im Bild gesprochen - ruft: "Freudenberg,
komm raus." Und dann fällt das Gebäude zusammen.Das schöne
Lebensgebäude, das wir uns gebaut haben. "Wenn du aber nicht gehorchen
wirst ... dann werden alle diese Flüche über dich kommen." Wie
sagte, glaube ich, das Finanzamt zu den "Steuersündern": kommen Sie
zu uns, bevor wir zu Ihnen kommen. Kommen wir zu Gott, bevor er zu uns
kommt. Und bringen wir die Sache in Ordnung. Auf daß sein Segen bei
uns bleibt.
Aber auch das andere kann man nicht genug betonen: Keiner kommt auf
lange Sicht zu kurz, keiner fährt schlecht damit, wenn er im Gehorsam
lebt. Auch damit hat König David viele Erfahrungen gemacht. Sein größter
Gegner, Saul, hatte ja immer wieder versucht, David umzubringen. Wie oft
hätte David Gelegenheit gehabt, Saul "aus dem Weg zu schaffen". Vielleicht
hätte man sogar Verständnis dafür gehabt. Schließlich
mußte David in ständiger Todesangst vor einem übermächtigen
Gegner leben. David griff nicht zu unrechtmäßiger Selbsthilfe.
Er tastete das Leben von Saul nicht an. Und David konnte erleben: Wie Gott
diesen - schweren! - Weg des Gehorsams schließlich segnete. Wie er
nicht nur Davids Leben beschützte. Sondern wie er David schließlich
sogar auf den Königsthron brachte.
Wir dürfen das voll und ganz auf uns übertragen: der Gehorsam
gegen unseren Herrn. Ist manchmal sehr schwer - und wir merken dann, was
es heißt: Wir sollen unser Kreuz auf uns nehmen. Aber es ist wirklich
der beste Weg. Wie unser Leben auf lange Sicht gelingen kann. "Weil du
der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorsam gewesen bist, werden über
dich kommen .... alle diese Segnungen." Gott segnet ein gehorsames Leben:
nicht weil er das müßte. Nicht, weil er damit unsere Forderungen
erfüllt. Sondern weil er gnädig und barmherzig ist. Weil er uns
Mut machen will: der Weg des Gehorsams ist der beste Weg. 5. Mose 29:8
"So haltet nun die Worte dieses Bundes und tut danach, auf daß ihr
glücklich ausrichten könnt all euer Tun."
Auf diesem Weg des Gehorsams ist auf lange Sicht tatsächlich das,
was viele Menschen heutzutage suchen: echtes Lebensglück und Erfüllung.
Nein, unser Heil, unsere ewige Rettung können wir damit nicht verdienen,
das wissen wir. Das hat Jesus uns am Kreuz verdient. Denken wir an David:
er blieb auch dann "im Heil", als er ungehorsam war. Weil Gott ihn festhielt.
Anders als mit dem Heil ist es aber mit dem Segen: Gott möchte die
Gehorsamen segnen. Wenn wir das Heil aus den Händen Jesu empfangen
- ganz ohne unser Verdienst. Dann laßt uns auch ihm gehorchen - das
ist der beste Weg zu einem glücklichen, gesegneten Leben. Weil Gott
eben auch sehr viel mit dem "Diesseits", mit unserem Alltag, zu tun hat.
"Weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorsam gewesen bist, werden
über dich kommen .... alle diese Segnungen." Laßt uns in seinem
Segen bleiben. Amen.