Jesus
nimmt uns Lasten ab - Predigt über Matthäus 11,25-30
25 Zu der Zeit fing Jesus an und
sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du
dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den
Unmündigen offenbart. 26 Ja, Vater; denn so hat es dir
wohlgefallen. 27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und
niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater
als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.
28 Kommt her zu mir, alle, die ihr
mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 29 Nehmt auf
euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von
Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. 30
Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
Liebe Geschwister,
Jesus befreit uns von großen Lasten. Ja, und das ist wahr -
obwohl hier steht, dass er eine Last für mich bereit hat - wenn
auch eine leichte Last. Jesus befreit mich in dreifacher Weise von
großen Lasten. Er befreit mich von der Last, dass ich durch
Grübeln, Nachdenken, und Philosophieren zu Gott finden
müsste. Er befreit mich von der Last meiner Schuld. Und befreit
mich von der Last, dass ich mein Leben selbst in die Hand nehmen muss -
und dabei niemals Ruhe finde.
1. Jesus befreit mich von der Last des Grübelns und der
allzu tiefen Gedanken
"Ich preise dich, Vater ..... , weil du dies den Weisen und Klugen
verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart." Was für
eine Mühe haben zu allen Zeiten die Menschen aufgewendet, um Gott
zu finden. Denken wir an die vielen Religionen und Weltanschauungen!
Und Jesus, hier? Ob er nicht auch von den tiefen Philosophien der
Griechen wusste, die zu seiner Zeit das Tiefsinnigste und
Durchdachteste waren, was es gab? Oder ob er an die vielen vielen
Auslegungen dachte, die die Schriftgelehrten in seinem eigenen Land, in
Israel, hervorgebracht hatten?
"Ich preise dich, Vater ..... , weil du dies den Weisen und Klugen
verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart." Ich staune
immer wieder, wenn ich Menschen treffe. Die von schlichtem Verstand
sind. Oder - manchmal - sogar in ihrem Verstand beeinträchtigt
sind, etwa durch eine Krankheit, oder von Geburt an. Wo ich aber merke:
hier habe ich einen vor mir, der von Gott selbst gelehrt ist. Wenn der
über Jesus redet. Wenn der über das Wort Gottes redet. Dann
ist dahinter eine schlichte Kraft, die ist höher als all unsere
Vernunft. Kennt ihr solche Menschen? Solche Menschen mit geradezu
kindlichem Glauben - sie sind in Gottes Augen besonders hoch geachtet.
Nein, den Glauben an Jesus. Den Glauben aus dem Wort Gottes. Denn kann
ich nie und nimmer durch bloßes Nachdenken finden. "Niemand kennt
den Vater als nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren." Da
haben es diese schlichten Menschen manchmal leichter zu Gott zu finden,
als die tiefsinnigen Geister. Die versuchen, mit ihren eigenen Gedanken
weiter zukommen.
Ja, aber ..... - sollen wir also - wenn wir glauben wollen? Sollen wir
dann gleichsam "unser Gehirn abschalten"? "Du sollst nicht soviel
nachdenken - du sollst nur glauben"? Es gab und gibt diese Auffassung
bis heute, unter manchen Christen. Ich denke nicht, dass Jesus das hier
so meint. Auch ein scharfer Verstand ist eine Gabe Gottes, unseres
Schöpfers. Aber ein scharfer Verstand kann mir zur großen
Last werden. Wenn er mich ruhelos umhertreibt, mich in immer tiefere
und schwerere Gedanken hineinführt.
Ja, es ist wahr: zur christlichen Gemeinde gehörten zu allen
Zeiten tiefsinnige Geister. Das fängt an mit dem Apostel Paulus,
den wir nach heutigen Maßstäben einen Professor nennen
müßten. Und auch andere große Männer, wie
Augustinus, Martin Luther, ja auch John Wesley. Waren solche tiefen
Denker und Gelehrte. Sie hatten gelernt, was Paulus schreibt: "Wir
zerstören ... Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die
Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam
gegen Christus." (2. Korinther 10:5)
Diese Männer hatten gelernt, beim Denken sein Joch auf sich zu
nehmen. Sie hatten gelernt, am Wort Gottes. An der Bibel
"entlangzudenken". So an der Bibel entlangzudenken, dass ihr Denken
ganz und gar vom Wort Gottes bestimmt war. Sie dachten nicht ihre
eigenen philosophischen Gedanken. Sie versuchten, den Gedanken Gottes
nachzudenken. Wie rief John Wesley einmal leidenschaftlich aus: Gib mir
dieses Buch! Dieses eine Buch! Und er meinte damit: Die Bibel, das Wort
Gottes. Solche Menschen haben mit ihrem Verstand der christlichen
Gemeinde einen großen Dienst erwiesen. Nicht durch tiefes
Grübeln, das nur eine Last ist. Sondern durch das Nachdenken
über das Wort Gottes - und durch den Gehorsam gegen das Wort
Gottes.
Lassen wir uns auch - immer wieder - von Jesus diese Gedanken-Last
abnehmen. Gerade dann, wenn Gott uns mit einem scharfen Verstand
gesegnet haben. Wenn wir nicht ohnehin zu diesen schlichten Menschen
gehören. Denen das kaum eine Anfechtung werden würde. Das
Grübeln und Denken. "Du hast es den Weisen und Klugen verborgen
und den Unmündigen offenbart."
2. Jesus befreit mich von der Last meiner Schuld
"Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich
will euch erquicken." Dazu braucht man gar nicht viel zu erklären.
Die Evangelien sind voll davon, wie Jesus sich solchen beladenen
Sündern zuwendet. Die mit all ihren Lasten zu ihm kommen. Denken
wir an die Sünderin, die seine Füße mit ihren Haaren
getrocknet hat (Lukas 7:36-50). Denken wir an den Zöllner
Zachäus, der mit den Lasten seiner vielen Gaunereien zu Jesus kam,
und noch einmal neu anfangen konnte (Lukas 19:1-10). Und an viele,
viele andere.
Für die Selbstsicheren. Die alles konnten und alles wussten.
Für die hatte Jesus keine guten Worte. Wie sagt er noch, wenige
Verse vor unserem Predigttext, über die Städte in
Galiläa und die Leute dort: "Wehe dir, Chorazin! Weh dir,
Betsaida! Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, wie sie
bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche
Buße getan." (Matthäus 11:21) Aber die Beladenen. Die nicht
mehr wußten, wohin mit ihrer Schuld. Die fanden bei Jesus immer
ein offenes Ohr und eine offene Tür, einen Zugang zu Gott.
Denken wir an eines unserer alten Heilslieder (Gesangbuch der EmK
632,4): "Es ist eine Ruh vorhanden für das arme müde Herz;
sagt es laut in allen Landen: hier ist gestillet der Schmerz."
Das kann man eigentlich nicht oft genug, und deutlich genug sagen. Wenn
du müde bist, von der Last deiner Schuld. Dann höre das Wort
des Heilands Jesus Christus: "Kommt her zu mir alle, die ihr
mühselig und beladen seid."
Diese Last ist die schwerste Last, die er uns abnehmen kann. Erst dann,
wenn er mir die abgenommen hat. Erst dann werde ich verstehen, wie er
mir auch all die anderen Lasten abnimmt.
Ich möchte aber noch auf etwas anderes hinaus, und das etwas
genauer anschauen. Deshalb:
3. Jesus befreit mich von der Last, dass ich mein Leben
selbst in die Hand nehmen muß
"Nehmt auf euch mein Joch ... so werdet ihr Ruhe finden für eure
Seelen." Auf den ersten Blick ist das ja ein scheinbarer Widerspruch.
Ein Joch: darin wurden zwei Tiere, z.B. Ochsen eingespannt. Und dann
mussten die an die Arbeit. Schwere Arbeit, beim Pflügen auf den
Feldern. Von Ruhe - konnte bei dieser Arbeit wirklich keine Rede sein.
Mit diesen Ochsen im Joch - vergleicht Jesus das Christsein. Wie kann
er sagen, dass das uns Ruhe gibt?
Nun, ich bin wahrlich kein Landwirt, und ich weiß nichts von
Ochsen. Aber ich will mir das einmal ganz schlicht vorstellen,
sozusagen als Laie: So ein Ochse. Der führte damals nicht
unbedingt ein "Hundeleben". Wenn er einen guten Bauern hatte, dann
hatte er einen Stall. Und wenn der Bauer sich gar an die Bibel hielt,
dann hatte der Ochse auch immer genug zu fressen. Heißt es doch
schon im Gesetz des Mose: "Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht
das Maul verbinden." (5. Mose 25:4) Und sicher kümmerte sich sein
Besitzer auch um ihn, wenn er krank war.
Nur eines, das war sicherlich schmerzhaft: Wenn der Ochse beim
Pflügen. Seite an Seite mit einem "Ochsengenossen". Wenn er
versuchte, aus dem Joch auszubrechen. Wenn er versuchte, seinen
eigenen, eigensinnigen Weg zu gehen, weg von der Bahn. Die ihm sein
Bauer vorgab. Ja, das ging schief!
Ja - wie viele Christen empfinden ihr Leben. Und ihren Glauben.
Empfinden das alles - nur als Last. Weil sie so ein "eigensinniger
Ochse" sind. Der dauernd aus dem Joch seines Herrn ausbrechen will.
Diese Erfüllung im Leben mit Jesus. Dieser tiefe innere Frieden
für meine Seele, den Jesus hier verspricht. Der hat viel mit
Gehorsam zu tun. Mit Gehorsam gegen Jesus. Mit Gehorsam gegen das Wort
Gottes. Mit Gehorsam gegen seine Führungen.
"Sag ja zu Gottes Wegen, Gottes Wege sind immer gut." Das war ein Lied,
das wir in unserer Jugend- und Studentenzeit gesungen haben. Ich
weiß: Solche Sätze sind immer wieder überstrapaziert
und falsch verstanden worden. Trotzdem: Es ist eine tiefe geistliche
Wahrheit in diesem "Sag ja zu Gottes Wegen". Nicht umsonst sagt Jesus
hier beides in einem Atemzug: Nehmt auf euch mein Joch und: ihr werdet
Ruhe finden für eure Seelen. Wie sehr kann ich mich aufreiben,
wenn ich immer wieder rebelliere gegen meinen Herrn. Gegen sein Wort.
Gegen die Lebenslage, in die er mich hineingestellt. Wie müde kann
ich da werden! Und wie viel Ruhe. Wie viel Erfüllung. Was für
ein klares Ziel, was für einen Sinn für mein Leben. Finde
ich, wenn ich in diesem Joch meines Herrn geradeaus laufe. Da bin ich
wahrlich kein "dummer Ochse", sondern ein kluges Schaf, das auf die
Stimme seines Hirten hört. Um einmal ein anderes Bild zu
gebrauchen.
Keiner sagt, dass das immer gelingt. Keiner sagt, dass ein "guter
Christ" so etwas selbstverständlich kann. Jesus hat sich etwas
dabei gedacht, wenn er sagt: Lernt von mir. Lernt! Wenn wir denken, wie
viele Jahre wir im ganz weltlichen Sinn auf die Schule gehen
müssen. Und wir wissen anschließend immer noch längst
nicht alles.
Wenn das schon im Weltlichen so ist - wie viel mehr gibt es dann bei
Jesus zu lernen! Ja, eigentlich lernt man da sein Leben lang dazu.
Lernt, in diesem Joch zu gehen. Ja, da lerne ich auch, dass Jesus sein
Versprechen hält: Und ich finde dabei Ruhe für meine
Seele. Und ich stelle immer mehr fest: eigentlich, recht betrachtet.
Ist seine Last wirklich leicht, und sein Joch sanft. Weil Jesus mir die
Lasten meines Lebens schon längst abgenommen hat: Die Last, dass
ich mir einen Weg zu Gott "ergrübeln" muss, dass ich mich verirre
in meinen Gedanken. Die Last, dass ich mein Leben selbst in die Hand
nehmen muss - und mich dabei schließlich aufreibe. Und vor allem
die größte Last von allen: Die Last meiner Schuld, die ich
nur bei ihm "loswerden" kann. Die Last, die er am Kreuz von Golgatha
auf sich selbst genommen hat. Glauben wir ihm, dass er es ernst meint
mit seinem Ruf: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und
beladen seid; ich will euch erquicken." Amen.
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