Der Heilige Geist - Dolmetscher des Evangeliums
Predigt zum Pfingstfest 2007 über 1. Korinther 2,12-14
12 Wir aber haben nicht empfangen den
Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen
können, was uns von Gott geschenkt ist. 13 Und davon reden wir
auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann,
sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge
für geistliche Menschen. 14 Der natürliche Mensch aber
vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann
es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt
werden.
Liebe Geschwister,
Verständigungsschwierigkeiten sind so ein Sache. Jeder, der schon
einmal ein Fremdsprache gelernt hat. Und dann versucht hat, sie in
einem fremden Land anzuwenden. Der weiß davon ein Lied zu
singen... Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Er war nicht nur
bekannt als einer der Architekten der deutschen Wiedervereinigung. Nein
- schon lange vorher, war er berühmt - bzw. berüchtigt -
wegen seiner Fremdsprachenkenntnisse. Wenn man böse ist,
könnte man sagen: Helmut Kohl beherrschte zwei Sprachen perfekt.
Zum einen Pfälzisch - seine Muttersprache. Und als erste
Fremdsprache noch Hochdeutsch.
Und so dichtete man zu seiner Zeit eine Menge Witze und Anekdoten, die
diese Schwäche auf's Korn nahmen. Etwa der mit dem Staatsbesuch
der englischen Queen. Sie sitzen zusammen beim Bankett, Helmut Kohl hat
echtes deutsches Essen auftragen lassen: Es gibt original Pfälzer
Saumagen. Als passendes Getränk dazu wird deutsches Bier gereicht.
Die Queen nimmt ein dunkles Bockbier, Helmut Kohl zieht ein helles Pils
vor. Dann ist es soweit. Die Queen hebt ihr Glas, prostet Helmut zu und
sagt ihren Trinkspruch: "To your health" - "Auf Ihre Gesundheit", wie
der Engländer sagt. Kohl überlegt eine passende Antwort, da
fällt sein Blick auf ihr Glas mit Maibock, und er prostet
zurück: "tuh juhr dunkels."
Angesichts dieser umfassenden Fremdsprachenkenntnisse hatte Helmut
Kohl, wenn er sich mit ausländischen Politikern beriet, meistens
einen Dolmetscher dabei. Das war auch sinnvoll - wurden doch oft
wichtige Dinge besprochen, bei denen man genau jedes Wort verstehen
musste.
Ein Dolmetscher, der hilft, Sprachbarrieren zu überwinden. Der es
möglich macht, dass man selbst eine völlig unbekannte Sprache
versteht. Einen solchen Dolmetscher gibt es auch im geistlichen
Bereich. Es ist der Heilige Geist, der uns Christen hilft, das
Evangelium zu verstehen. Es ist der Heilige Geist, der es möglich
macht, dass selbst ein Atheist plötzlich und unerwartet geistliche
Fragen begreifen kann. Doch wie kann das zugehen - dass der Heilige
Geist mir und anderen zum "göttlichen Dolmetscher" wird? Ich will
der Frage Vers für Vers nachgehen.
Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den
Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott
geschenkt ist.
Das erste, was uns Paulus hier in dem Zusammenhang sagt ist: Wir haben
Gottes Geist empfangen. Ja, wir haben, wirklich, ohne Frage! Wirklich?
Könntest du selbst das so sicher von dir behaupten: ich habe
Gottes Geist empfangen? Nicht: ich hoffe, ich habe ihn. Oder: ich warte
darauf, dass er mich erfüllt. Sondern: ich habe Gottes Geist
empfangen, ganz bestimmt. Könntest du das so "vollmundig" sagen?
Und: wer sind das, diese "Wir", die den Heiligen Geist empfangen haben?
Nun, es ist ja auch so eine Sache mit dem Heiligen Geist - nicht nur an
Pfingsten. Mancher wünscht es sich vielleicht, aber er sagt sich:
das muss schon ein besonderes Erlebnis sein, wenn einer den Heiligen
Geist empfängt. Mindestens ein Kribbeln im Bauch - wenn nicht gar
eine umwerfende Erfahrung mit Gott. Und manche Kirchen und Gruppen
fördern auch noch solches Denken, wenn sie einem vielerlei
Vorschriften und Rezepte liefern, wie man nun mit dem Heiligen Geist
geradezu "abgefüllt" werden kann, vom Scheitel bis zur Sohle,
restlos. "Geistestaufe", "voller Segen", oder wie auch immer das dann
genannt wird.
Woran aber macht Paulus es fest, diesen Empfang? Wie kann einer das so
sicher sagen: Ich habe den Geist Gottes empfangen? Hier hilft ein
Zurückblicken ins erste Kapitel: "Denn das Wort vom Kreuz ist eine
Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden,
ist's eine Gotteskraft." (1. Korinther 1:18) Hier ist es wieder -
dieses einschließende "Wir". Uns aber. Und hier wird klar, wer
diese "Wir" sind: Es sind die, für die das Kreuz Jesu Christi
alles bedeutet. Es sind die, für die es die prägende Kraft in
ihrem Leben ist. Es sind die, für die das Kreuz nicht etwas
Rätselhaftes oder Fragwürdiges ist - sondern der Weg
schlechthin, um gerettet zu werden und in den Himmel zu kommen. "Uns
aber, die wir selig werden..."
Es gibt offensichtlich eine direkte Verbindung zwischen Karfreitag und
Pfingsten. Es gibt eine direkte Verbindung zwischen dem Kreuz
Christi und dem Heiligen Geist. "O ihr unverständigen Galater! Wer
hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war
als der Gekreuzigte? Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr
den Geist empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom
Glauben?" So fragt Paulus - kopfschüttelnd - die Gemeinden in
Galatien (Galater 3:1-2). Als ob hier eine ganze Gemeinde diesen
Zusammenhang vergessen hätte: Den Heiligen Geist empfange ich,
wenn ich zum Glauben komme an den gekreuzigten Christus. (wiederholen)
Ohne Glauben an den gekreuzigten Christus kann ich den Geist nicht
empfangen. Das ist klar. Aber es gilt auch andersherum: Ohne den
Heiligen Geist kann ich nicht verstehen, warum Christus am Kreuz
für meine Sünden gestorben ist. Denn der Heilige Geist
bewirkt, "daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt
ist."
So sind wir wieder bei der Einleitung. Und das Evangelium vom
gekreuzigten Christus. Die frohe Botschaft von der Vergebung aller
meiner Sünden. Die bleibt für mich zunächst
unverständlich. Ich brauche einen Dolmetscher. Erst wenn der
Heilige Geist kommt, und mir mein Herz öffnet. Erst dann kann ich
wissen: Am Kreuz Christi - an diesem Ort voller Grausamkeit, Trauer,
Leid und Verzweiflung. Hier hat Gott mir das größte Geschenk
gemacht, was es gibt: Er hat mich erlöst von der Sünde, vom
Tod und von der Gewalt des Teufels. Und so wird der Heilige Geist
für mich zum "Dolmetscher des Evangeliums", der es mir klar und
gewiss macht, wie ich durch Jesus Christus beschenkt werde.
Oh, ist das kompliziert! Du sagst: Ohne Glauben an den gekreuzigten
Christus kann ich den Geist nicht empfangen. Aber auch: Ohne den
Heiligen Geist kann ich gar nicht erst verstehen, warum Christus am
Kreuz für meine Sünden gestorben ist. Sind wir da nicht in
einer Zwickmühle? Wie bringe ich diesen schwierigen
Zusammenhang nur für mich "auf die Reihe"? Wie verstehe ich diesen
"Dolmetscherdienst" des Heiligen Geistes?
Eines ist sicher: Es geschieht nicht durch kluges Nachdenken, nicht
durch komplizierte Gedankengänge. Es geschieht auch nicht durch
einen festen Willensentschluss: Jetzt will ich es ganz bestimmt, die
Vergebung meiner Sünden, und den Heiligen Geist - ganz stark und
mit allem Nachdruck will ich es. Nein, es geht nur durch das - Gebet.
Ja, durch das Gebet: Herr, vergib du mir meine Schuld. Herr, schenke du
mir deinen Geist. Wohl dem, der so betet! Er wird verstehen, worum es
geht. Er wird begreifen, wie er durch Jesus Christus beschenkt wird.
Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche
Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und
deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen.
Gehen wir einen Schritt weiter. Denken wir nun darüber nach, wie
wir diese frohe Botschaft nicht nur für uns selbst annehmen
können. Sondern wie der Heilige Geist auch an anderen wirken kann
- besonders an denen, die mit dem Kreuz Jesu Christi noch nichts
anfangen können.
Versetzen wir uns 2000 Jahre zurück, in die Zeit des Paulus. Eines
Tages kamen sie in die neue christliche Gemeinde, die sich in der
bekannten Hafenstadt Korinth zusammengefunden hatte. Freundlich in der
Art, selbstsicher und souverän im Auftreten. Einige sahen auch
noch beeindruckend aus. Als das erste Mal einer von ihnen das Wort
ergriff, da merkten die meisten sofort : Der hat etwas etwas. Der kennt
sich aus. Er ist gebildet und belesen. Selbst die neuesten
Modephilosophen aus der korinthischen Szene kennt er. Er zieht die
Zuhörer sofort in seinen Bann. Solche Prediger - warum sind sie
nicht schon früher in unsere Gemeinde gekommen? So fragen sie sich
in der Versammlung. Was haben wir nur verpasst! Ja, hier wirkt Gottes
Geist in einer Weise, wie wir es noch nie erlebt haben.
"Und ich" - so schreibt der Apostel Paulus den schwer beeindruckten
Korinthern - "Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit
großem Zittern; und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht
mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in
Erweisung des Geistes und der Kraft." (1. Korinther 2:3-4)
2000 Jahre später in Deutschland. Der bekannte christliche
Prediger kommt auf die Bühne, er tritt an sein Rednerpult. Kurz
zuvor ist noch eine ebenso bekannte christliche Popsängerin
aufgetreten, zusammen mit einer hervorragenden Musikband. Jetzt sind
die Menschen aufgelockert, vorbereitet. Der Evangelist beginnt zu
sprechen. Er hat eine angenehme Stimme. Er tritt sicher auf. Er hat
einen guten Anzug an, eine Krawatte dazu. Packend erzählt er zum
Einstieg ein eigenes Erlebnis. Er predigt spannend, immer wieder
aufgelockert durch Geschichten, Anekdoten, Weisheiten. Am Schluss ruft
er die Menschen auf: Nun entscheidet euch für Jesus Christus. Und
gebt dazu ein äußeres Zeichen. Kommt nach vorn, auf die
Bühne, zum Lichtkreuz. Während der Chor ein leises,
gefühlvolles Lied anstimmt, sieht man, wie bewegt die Menge ist.
Einige hält es nicht mehr auf ihren Plätzen. Sie gehen nach
vorn, strömen hin mit den anderen, hin zum Lichtkreuz. Die
Fernsehkameras haben den Augenblick fest im Visier. In ganz Deutschland
ist das Ereignis zu verfolgen. Es ist, als wolle sich eine
mächtige Erweckung anbahnen, ein gewaltiges Wirken des Heiligen
Geistes.
"Und ich" - so schrieb der Apostel Paulus den Korinthern vor 2000
Jahren - "Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit
großem Zittern; und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht
mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in
Erweisung des Geistes und der Kraft."
Was er wohl heute geschrieben hätte? Vielleicht hätte er
nichts anderes gesagt, als damals schon zu den Korinthern. Als er ihnen
erklärte, wie die Christen das Evangelium weitergeben sollen: Und
davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit
lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten
geistliche Dinge für geistliche Menschen. Vielleicht hätte er
aber noch ein paar Worte hinzugefügt, passend zu den
geänderten Verhältnissen. Vielleicht hätte er noch
gesagt: Vom Evangelium reden wir nicht mit Showeffekten, wir setzen
unsere Hoffnung nicht auf schöne Gestaltung und attraktive
Umgebung, wir überrumpeln die Menschen auch nicht auf der
"Gefühlsschiene". So dass sie sich zu etwas hinreißen
lassen, das sie noch gar nicht richtig bedacht haben. Nein - sondern
wir setzen auf das klar verkündigte Wort Gottes. Auf dieses
mächtige Wort, mit dem der Heilige Geist die Menschenherzen ruft
und für Jesus gewinnt.
Geistliche Dinge können nur die Menschen verstehen, die vom
Heiligen Geist selbst gelehrt werden - ja, so war es damals und so ist
es bis heute! Wir "deuten geistliche Dinge für geistliche
Menschen". Da hilft kein Überreden und kein Diskutieren, kein
Locken und kein Schmeicheln, und schon gar kein Drängen. Da hilft
nur die Kraft des Heiligen Geistes. Was können wir also für
die tun, denen wir gern die frohe Botschaft weitersagen wollen? Wir
landen wieder dort, wo wir schon vorhin waren: Nämlich wieder beim
Gebet. Dort, wo menschliche Mittel und Manipulationen versagen
müssen, da kann nur einer helfen: Der Herr selbst.
Und so sind die rechten Gebete an Pfingsten gerade auch solche: Herr,
lass deinen Geist wirken an meiner Tante, die nichts von dir wissen
will, obwohl sie doch christlich aufgewachsen ist. Herr, lass deinen
Geist wirken an meinem Arbeitskollegen, der immer über die Kirche
und über den Glauben spottet. Herr, lass deinen Geist wirken an
meinen Mitschülern, die nicht verstehen, warum ich in Manchem
anders denke als sie. Komm, Heiliger Geist, und öffne die Herzen
der Menschen für das wunderbare Wort vom gekreuzigten Christus und
von der Vergebung der Sünden. Sei du für sie der "himmlische
Dolmetscher", damit sie dein Wort verstehen.
Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes;
es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es
muß geistlich beurteilt werden.
Damit wir diese Zusammenhänge noch besser begreifen, beantwortet
Paulus nun die Frage nach dem "Warum?" Ja - warum ist das so, dass
viele einfach nichts vom Evangelium wissen wollen? Du hast dir den Mund
fusselig geredet. Du hast schon lange versucht, auf alle möglichen
Weisen die frohe Botschaft "an den Mann zu bringen". Aber dein
Gegenüber hat alle möglichen Einwände. Es wischt deine
Argumente vom Tisch. Und irgendwann hört er dir gar nicht mehr zu
- weil es zwecklos erscheint.
Nun - stell dir vor, eines Tages klingelt es an deiner Tür. Ein
klein gewachsener Mann mit Schlitzaugen und leicht gelblicher
Gesichtsfarbe steht vor dir. Er fängt an, auf dich einzureden, ein
ganzer Wortschwall. Er gestikuliert wild, er wirft die Hände in
die Luft, als will er dir etwas Wichtiges zeigen. Als zwei deutsche
Wörter mit hindurch dringen, wirst du aufmerksam: "Schatz"
hörst du, und "vergraben". Ein vergrabener Schatz? Das klingt
interessant! Du versuchst, mehr zu verstehen - aber es ist zwecklos.
Anscheinend steht ein Chinese vor dir, er redet Chinesisch, und das
auch noch in rasender Geschwindigkeit. Alles Bemühen hilft nicht -
und du musst ihn freundlich wieder verabschieden. Gern hättest du
gewusst, was es mit dem vergrabenen Schatz auf sich hat - aber mit
einer Erklärung auf Chinesisch wirst du es nicht verstehen.
Ist dir klar, dass für einen ungläubigen Menschen? Dem du das
Evangelium erklärst. Ist dir klar, dass das für ihn alles
zunächst klingt "wie Chinesisch"? Und ich meine jetzt nicht das
Problem, dass wir alte biblische Fachausdrücke wie "Sünde"
oder "Vergebung" gebrauchen, ohne sie zu erklären. Nein - selbst
wenn du dich aufrichtig bemühst um eine zeitgemäße
Sprache. Wenn du Dinge sorgfältig erklärst, die für
einen Nichtchristen erklärungsbedürftig sind - weil ihn
bisher niemand darüber informiert hat. Selbst bei diesem
aufrichtigen Bemühen klingt die frohe Botschaft für ihn
zunächst "wie Chinesisch". Und er wird nicht begreifen, warum
Jesus Christus der kostbarste Schatz ist, den ein Mensch finden kann.
Warum ist das so? Weil der Mensch in seinem "Naturzustand". Der
"natürliche Mensch", wie Paulus hier schreibt. Weil der in
geistlichen Dingen taub und blind ist. Ein unerlöster Mensch, der
nicht die Vergebung seiner Sünden empfangen hat. Der nicht in
einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus lebt. Dem fehlt das
Wichtigste, was es gibt, um das Evangelium zu verstehen: Ihm fehlt der
Heilige Geist. Und solange dieser nicht kommt, und für ihn zum
Dolmetscher wird, da ist das für ihn alles "Chinesisch". Solange
wird er es auch nicht verstehen.
Darüber sollten wir aber nicht verärgert sein, auch nicht
frustriert und enttäuscht. Denn der Ungläubige kann gar nicht
anders. Es ist nicht sein böser Wille. Selbst, wenn er es will:
"...es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, denn es
muß geistlich beurteilt werden." Nicht, dass wir das falsch
verstehen. Damit will Paulus hier keine faulen Ausreden fördern,
nach dem Motto: Wenn ich Gott sowieso nicht verstehen kann, was will er
dann von mir? Nein - wer ein Leben lebt, losgelöst vom lebendigen
Gott, ohne Beziehung zu ihm. Den wird Gott für seine Gottlosigkeit
zur Rechenschaft ziehen. Da hilft auch die Ausrede nicht: Ich konnte es
sowieso nicht verstehen.
Als Paulus seinen Römerbrief schrieb. Da hat er fast die ganzen
ersten drei Kapitel. Da hat er sie deshalb geschrieben, damit der
Mensch vor Gott keine Ausreden mehr hat. Und so heißt es etwa im
ersten Kapitel: "Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart
über alles gottlose Wesen und alle Ungerechtigkeit der Menschen"
(Römer 1:18) Über alles gottlose Wesen - ohne Ausnahme.
Nein - es geht hier nicht um faule Ausreden. Es geht darum, wie
hilfsbedürftig wir Menschen sind. Ob Gläubige oder Atheisten.
Für alle gilt das Gleiche: Jeder ist angewiesen auf den Heiligen
Geist. Jeder braucht diesen Dolmetscher, um die frohe Botschaft von
Jesus Christus zu verstehen. Jeder ist hier hilfsbedürftig, jeder
ist angewiesen auf die Gnade Gottes. Womit wir jetzt zum dritten
Mal auf diesen Zusammenhang stoßen: Alles hängt letztlich am
Gebet. Gnade kann ich nicht erzwingen, nicht wollen - Gnade kann ich
nur von Gott erbitten.
Deshalb: Bitte Gott um diese Gnade! Wenn du ihn noch nicht kennst, wenn
für dich alles noch "wie Chinesisch" ist - dann geh' in die
Stille, und rufe zu Gott: Gib mir deinen Heiligen Geist. Gib mir das
Verständnis, was es auf sich hat mit dem Kreuz Christi, mit der
Vergebung meiner Sünden. Bitte ihn um Gnade - und er wird dich
beschenken. Aber auch wir, die wir glauben und den Heiligen Geist schon
lange empfangen haben. Auch wir sind und bleiben Bedürftige. Und
wir tun gut daran, zu beten und zu bitten: Himmlischer Vater, wirke du
mit deinem Heiligen Geist in mir. Gib' mir deinen "Dolmetscher" zur
Hilfe. Wirke du so, dass ich immer mehr verstehe. Dass ich immer froher
und gewisser darüber werde. Darüber, was du mir alles
mit dem gekreuzigten Christus gegeben hast. Bitte ihn - und er wird
dich beschenken. Amen.
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