Weihnachten, das Fest für Sünder - Predigt über 2. Korinther 8,9

Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.

Liebe Geschwister,
Weihnachten ist für Gott ein einziges Verlustgeschäft - bei dem wir die großen Gewinner sind. Wir gewinnen. Wohl dem, der hier nicht denkt, er hätte schon alles. Wohl dem, der mit Jesus das "Fest für Sünder" feiern kann.

1. Weihnachten: Ein Reicher wird arm

Daß wir an Weihnachten an ein armes Kind in einem Stall, in der Krippe, denken. Das ist vielen klar. Warum aber ist Christus reich?  Hin und wieder erscheinen in den Zeitungen Statistiken, wer denn der reichste Mann der Welt sei. Gerade las ich, der schwedische Gründer des bekannten Möbelhauses IKEA hätte sich an die Spitze gesetzt - er besitzt umgerechnet 40 Milliarden Euro Privatvermögen. Abgeschlagen auf Platz zwei ist damit der amerikanische Unternehmer Bill Gates - bei ihm sind es "nur" noch 36 Milliarden Euro - der arme Mann... Wenn wir nach unseren heutigen Maßstäben nach reichen Leuten suchen, dann fallen einem neben erfolgreichen Unternehmern, Königshäusern und ähnlichem auch immer wieder die sprichwörtlichen reichen Erben ein: einer, der nie dafür arbeiten mußte, sondern der gleichsam mit dem goldenen Löffel im Mund geboren ist.
Wenn wir hier allerdings genau nachfragen, dann müssen wir sagen. Wir haben dabei einen sehr bekannten Mann vergessen: Auch unser Herr Jesus Christus ist auf seine Weise ein reicher Erbe - ja, tatsächlich. Im Hebräerbrief z.B. lesen wir: Gott hat "in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat." (Hebräer 1:2) Es ist eine unvorstellbare Erbschaft, die Christus angetreten hat: das ganze Universum soll ihm gehören. Und auch der, der das Erbe weitergibt, ist ein "Erblasser" von unvorstellbarer Größe: Es ist Gott, der Vater, in Person. Er vererbt dem Sohn die gesamte Schöpfung, alles Sichtbare, und alles Unsichtbare.
So müssen wir sagen: Wenn mir die ganze Welt gehört - wie könnte ich da noch reicher werden? Deshalb ist Jesus Christus tatsächlich der reichste Mann, den es jemals gab und den es jemals geben wird. Auch wenn wir das jetzt noch nicht klar erkennen, auch wenn es jetzt noch vielen Menschen verborgen ist: Wenn Gott "ihm alles unter die Füße getan hat, so hat er nichts ausgenommen, was ihm nicht untertan wäre. Jetzt aber sehen wir noch nicht, daß ihm alles untertan ist." (Hebräer 2:8)
Erst auf diesem Hintergrund können wir wirklich schätzen, was Jesus für uns aufgegeben hat. Wer in einem Elendsviertel aufgewachsen ist, wo man täglich um das nötige Essen kämpfen mußte. Für den ist die Armut nichts Neues. Wer tief steht, kann nicht noch tiefer fallen. Manchmal aber, da trifft man eine andere Sorte von Armen. Du siehst seinem Anzug noch an, das er einmal viel Geld gekostet haben muß. Jetzt ist er abgetragen und verschlissen, und der Mann im Anzug nicht mehr gepflegt und elegant, sondern deutlich heruntergekommen. "Ich habe schon bessere Tage gesehen", sagt er dir vielleicht. "Damals, bevor sie mir mein Geschäft weggenommen haben. Vor der Pleite. Jetzt bin ich froh, wenn ich für jeden Tag eine warme Unterkunft finde." Und in der Stimme schwingt Bitterkeit mit. Ja - wer einmal bessere Tage gesehen hat, für den ist Armut noch etwas ganz Anderes. 
Die ganze Geschichte des irdischen Jesus - sie ist ein Beweis dafür. Wie ein unvorstellbar reicher Erbe sich freiwillig den schlechtesten Lebensbedingungen unterwirft. Er hat einmal bessere Tage gesehen, als er neben seinem himmlischen Vater stand, in der Ewigkeit. Freiwillig - ja, er hätte das nicht tun müssen. Man hat ihm sein Erbe aber nicht einfach weggenommen. Sondern: Er wollte es. Er hat schon bessere Tage gesehen, aber jetzt: Schon sein Geburtsort ist ein höchst einfacher Ort. Nicht ohne Grund stellen wir in den Krippenspielen jahraus, jahrein immer wieder dar, wie Jesus inmitten einer schlichten, ja geradezu heruntergekommenen Umgebung auf die Welt kam. Wie er nicht im prunkvollen Kinderbett lag, wie es ihm als Sohn eines reichen Vaters gebührt hätte. Wie er unter einfachen Leuten war, und wie es Hirten waren, die zuerst zu ihm kamen in den Stall.
Und so ging es weiter. Schon kurz nach seiner Geburt mußten seine Eltern mit ihm flüchten, nach Ägypten. Diese Rastlosigkeit, Heimatlosigkeit, sollte auch sein Leben als Erwachsener prägen: "Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege." (Lukas 9:58) So sagte Jesus selbst über sich. Und wir wissen auch, wie er schließlich das Wertvollste aufgab, das er noch hatte: Er  "entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.  Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz." (Philipper 2:7-8) Der reichste Mann der Welt, der Erbe des Universums, gibt alle Herrlichkeit auf. Ja, er gibt schließlich sogar sein eigenes Leben auf - und das alles freiwillig. Was für einen Verlust das für Gott, seinen Vater bedeutet hat. Welchen Schmerz ihm das selbst bereitet hat. Das können wir nicht ermessen, ja nicht einmal erahnen. Deshalb ist es tatsächlich so: Weihnachten ist für Gott ein riesiges "Verlustgeschäft". Und er nimmt diesen Verlust sogar freiwillig in Kauf.

2. Weihnachten: Der wunderbare Austausch

Es gibt Verlustgeschäfte, bei denen gewinnt keiner - da wird alles buchstäblich "zum Fenster hinausgeworfen". Die Pleite ist da, alles ist aufgebraucht, und am Schluß gibt es nur noch Verlierer. Das allerdings ist an Weihnachten nicht so. Es gibt nicht nur einen großen Verlierer, der seine himmlische Herrlichkeit aufgibt. Es gibt auch einen Gewinner dabei: Der große Gewinner dabei sind wir - die Menschheit. Nicht umsonst gibt es Weihnachtslieder, die genau davon singen: Wie uns Gottes Verlust zugerechnet wird, wie sein Verlust unser Gewinn ist. Mit am deutlichsten ist es vielleicht im bekannten Lied "Lobt Gott ihr Christen alle gleich" (GB der EmK Nr. 168). Da singen wir im dritten Vers: "Er wechselt mit uns wunderlich: Fleisch und Blut nimmt er an und gibt uns in seins Vaters Reich die klare Gottheit  dran."
Wenn man einmal genau hinschaut, dann zieht sich dieses Bild vom Verlust auf Gottes Seite, und vom Gewinn auf unserer Seite durch das ganze neue Testament. Es ist geradezu ein Schlüssel, um unsere Erlösung zu verstehen. Gehen wir dem einmal etwas nach. An manchen Stellen wird es nur angedeutet, steht im Hintergrund. Wenn wir etwa die Stelle von seiner Versuchung lesen (Matthäus 4:1-11) Warum kämpft Jesus mit dem Teufel? Warum "tut er sich das an", hier in der Wüste? Warum läßt er sich nicht vom Teufel allen Reichtum der Welt geben, sondern verzichtet auf diese "Karriere"? Er setzt sich den Versuchungen aus, damit der Versucher nicht mehr an uns herankommt. Damit der Versucher sein Anrecht auf uns verliert.
An anderen Stellen sind der Gewinn und der Verlust deutlicher ausgesprochen. "Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Johannes 3:16) Gott nimmt den Verlust seines Sohnes bewußt in Kauf. Jesus verliert sein Leben am Kreuz - damit wir ewiges Leben gewinnen. Verlust auf seiner Seite, Gewinn auf unserer Seite. Sein Tod für unser Leben. So sehr hat er uns geliebt!
Auch die Apostel wissen um diesen wunderbaren Austausch von Gewinn und Verlust. Paulus schreibt an die Korinther (2 Korinther 5:21): Gott, der Vater, "hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt." Der einzige Mensch auf der Welt, der jemals ganz und gar unschuldig war: Jesus verliert seine Unschuld und wird - unverdient! - zur Sünde gemacht, und stirbt am Kreuz den Tod eines Sünders. Er trägt die Strafe - und wir gewinnen. Wir gehen straflos aus. Wieder sind wir die Gewinner, völlig unverdient. Ob sich für Gott dieses Verlustgeschäft "gelohnt" hat? Ob Jesus vernünftig gehandelt hat? Als er sein rechtmäßiges Erbe aufgegeben hat? Anscheinend stellt sich für Gott diese Frage überhaupt nicht. Wie groß muß seine Liebe zu uns Menschen sein! Und wir singen: "Er wird ein Knecht und ich ein Herr; das mag ein Wechsel sein. Wie könnt es doch sein freundlicher, das herze Jesulein." (GB der EmK 168,6) Es ist wirklich ein wunderbarer Austausch!

3. Weihnachten - das Fest für Sünder

Eigentlich müßte sich da die ganze Menschheit freuen. Überall müßten die Kirchen zum Platzen voll sein. Jedermann müßte nach Jesus fragen - bei so einer guten Botschaft. Wir wissen, wie die Wirklichkeit aussieht... Was ist nur mit der Menschheit los? Haben sie es nicht begriffen?
"Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich." (Matth 5:3) So sagte schon Jesus über uns Menschen in seiner Bergpredigt. Wenn wir einmal von denen absehen wollen, die Jesus ganz und gar ablehnen, ihn vielleicht sogar bekämpfen. Z.B., weil sie einer anderen Religion angehören. Wenn wir davon absehen. Dann bleiben vor allem zwei Arten von Menschen,  denen dieses wunderbare Verlustgeschäft Gottes nichts sagt: Es sind zum einen diejenigen, die sich nicht für Jesus und seine Botschaft interessieren, geschweige denn zu einer Kirche gehören wollen. Die sagen: Mir geht es auch ohne Jesus ganz gut - wenn du ihn brauchst, damit er dein Leben bereichert - gut, das ist deine Sache. Ich komme auch so klar. Nein - die werden die Botschaft vom wunderbaren Austausch nicht hören, solange sie ihre Einstellung nicht ändern.
Es sind zum anderen aber auch diejenigen, die zwar zu einer Kirche gehören, auf ihre Weise auch irgendwie glauben, vielleicht sogar den Gottesdienst besuchen - aber die selbstzufrieden geworden sind. Man kann für Jesus frohe Weihnachtslieder singen, und trotzdem an ihm vorbeileben! Im Sendschreiben an Laodizea läßt der auferstandene Jesus der Gemeinde dort ausrichten (Offenbarung 3:17): "Du sprichst: Ich bin reich und habe genug und brauche nichts! und weißt nicht, daß du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß."
In der Tat ist Weihnachten ein Fest für Sünder. Wer sich selbst für gerecht hält, der kann mit dem Reichtum wenig anfangen, den Jesus uns schenkt. Er mag Weihnachten als "frommes Programm" mitmachen, weil es schon immer so war. Er kann Lametta an den Christbaum hängen, Kerzenduft und Stollen genießen. Ja er mag sich sogar an den festlichen Weihnachtsgottesdiensten erfreuen. Aber er wird nicht verstehen, warum Jesus für uns arm geworden ist. "Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde." (Offenbarung 3:16) So sagt Jesus - ebenfalls im erwähnten Sendschreiben.
Nein, diejenigen die Weihnachten wirklich von Herzen feiern können. Das sind die, die wissen, wie sehr sie auf Jesus angewiesen sind. Die, die zu ihm fliehen, vor den listigen Anschlägen des Teufels. Die, die bei ihm Vergebung und Leben suchen. Sie kennen ihre eigene Armut. Solche wissen den Reichtum Jesu wohl zu schätzen. Es sind die geistlich Armen, die Jesus in seiner Bergpredigt anspricht. Sie feiern mit Jesus Weihnachten, das Fest für Sünder. Es sind die, für die Weihnachten die Tür zum Himmel ist.
Wo stehst du? Möchtest du mit Jesus das Weihnachten, das Fest für Sünder feiern? Ich wünsche es dir von Herzen. Denn dann kannst du voller Freude mit einstimmen: "Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis; der Kerub steht nicht mehr dafür. Gott sei Lob, Ehr und Preis." (wieder Vers 6 des o.g. Liedes) Amen.

zurück zur Übersicht