Wachsen in der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus -  Pfingstpredigt über Johannes 14,21-26 zur Verabschiedung vom Gemeindebezirk Eibenstock

21 Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. 22 Spricht zu ihm Judas, nicht der Iskariot: Herr, was bedeutet es, daß du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt? 23 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. 24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. 25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. 26 Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Liebe Geschwister,
drei Dinge brauchen wir, um im Glauben, um in unserer Beziehung zu Jesus Christus zu wachsen: Wir brauchen das Wort Gottes. Wir brauchen seinen Heiligen Geist. Und wir brauchen den festen Entschluss, seinen Willen im Alltag umzusetzen.

1. Das Wort Gottes

Über neunzig Mal kommt im Neuen Testament das Wort für "Lehren" vor, von dem auch unser Fremdwort "Didaktik" - die Kunst des Lehrens - abstammt. Jesus selbst wird von seinen Jüngern mit "Rabbi", "Lehrer", angeredet. Das Wort für "Jünger" heißt wörtlich übersetzt: Einer, der lernt. Als Jesus bei den beiden Frauen Maria und Marta zu Gast ist, lobt er die kluge Maria. Denn sie tut das Beste, was man tun kann, wenn Jesus zu Gast ist: Sie hört seinen Worten zu (Lukas 10:37-42). Und als der auferstandene Jesus dann seine Jünger in alle Welt aussendet, da gibt er ihnen die Aufgabe: Lehrt die Menschen alles zu halten, was ich euch befohlen habe (Matthäus 28:20). Auch in unserem Bibelabschnitt redet Jesus von der Bedeutung seines Wortes, und wie der Heilige Geist uns sein Wort lehren wird.
"Lies die Bibel und bet' jeden Tag, wenn du wachsen willst", so heißt es in einem Kinderlied. Ja, schon Kinder können im Glauben an den Herrn Jesus Christus wachsen, wenn sie sich mit ihrer Kinderbibel befassen. Wie viel mehr gilt das für uns Erwachsene, wenn wir uns Zeit für die Bibel nehmen. Wenn ich ein Hauptanliegen meines Dienstes zusammenfassen möchte, dann würde ich sagen: Ich möchte dazu beitragen, dass die Gemeinden sich noch mehr, noch tiefer mit dem Wort Gottes beschäftigt, noch mehr davon versteht, noch mehr davon geprägt wird. Ich hoffe, dass das in den vergangen Jahren deutlich geworden ist. Bleibt dabei, Geschwister.
Deshalb kann ich auch jetzt, gegen Ende meines Dienstes in diesen Gemeinden, vor allem sagen: Beschäftigt euch mit dem Wort Gottes. Wenn man bei vielen alltäglichen Dingen sagen kann: Alles im rechten Maß genossen, dann nützt es. Maßlosigkeit geht oft nicht gut. Dann kann man dagegen über die Bibel sagen: Das Wort Gottes ist das Einzige, von dem man nie genug bekommen kann - egal ob man jung oder alt ist. Hier gibt es keine "Überdosis". Hier kann man sich keine "geistlichen Fettpolster" anfuttern, weil man sich etwa zu viel mit dem Wort Gottes beschäftigt hat. Sondern von der Bibel gilt: Je mehr ich davon mitbekomme, je mehr ich mich damit beschäftige. Je mehr ich mich bemühe, auch schwierige und unbekannte Teile der Bibel zu verstehen. Hier gilt: Je mehr, desto besser. Hier gibt es tatsächlich eine "gesunde Maßlosigkeit".
Und ich bin fest davon überzeugt, dass das nicht nur für den Einzelnen gilt, sondern ebenso für die Gemeindearbeit als Ganzes. In einer Zeit, wo viele Menschen das Interesse am Glauben verlieren und vielerorts die Kirchen immer leerer werden, macht man sich ernsthafte Gedanken darüber: Wie können Gemeinden wieder wachsen und lebendig werden? Was können wir den Menschen bieten, damit sie sich wieder mit dem Glauben beschäftigen?
Auf unserer diesjährigen Konferenz in Ellefeld hat unser Ausschuss für Evangelisation ein bemerkenswertes Votum abgegeben: Er hat nämlich daran erinnert, dass sich viele in den Gemeinden insbesondere eine klare Verkündigung wünschen. Ja, das ist in der Tat die Mitte eines jeden fruchtbaren Gemeindeaufbaus: Wenn sich eine Gemeinde mit der Bibel beschäftigt, immer mehr und immer tiefer in das Wort Gottes eindringt.
Je mehr eine Gemeinde das Wort Jesu kennt, desto mehr kann sie Jesus  kennen- und lieben lernen. Und was bedeutet das anderes als "Gemeindewachstum" - wenn eine Gemeinde ihre Beziehung zu Jesus vertieft, wenn die Beziehung wächst? Neben dieser grundsätzlichen Erfahrung sind tatsächlich alle Konzepte, Methoden, Überlegungen zu alten und modernen Formen und vieles andere - neben dieser grundsätzlichen Liebe zu Jesus und zu seinem Wort ist alles andere nur zweitrangig.

2. Der Heilige Geist

Wie kann ein geschriebenes oder gesprochenes Wort eine solche Kraft entfalten, dass es uns nicht nur über Gott informiert, sondern in unseren Herzen Vertrauen und Liebe zu Jesus wachsen lässt? Hier sind wir nun mitten in der Pfingstzeit, und beim Werk des Heiligen Geistes.
Die enge Beziehung zwischen dem Wort Gottes und dem Heiligen Geist merken wir oft zuerst an einer Erfahrung des Scheiterns. Wer hat nicht schon die Erfahrung gemacht, wenn er einem anderen Menschen von Jesus und vom Wort Gottes etwas weitersagen wollte. Dass der sich dann achselzuckend, uninteressiert, ja vielleicht sogar befremdet abgewendet hat? Dabei habe ich ihm doch meinen Glauben genau erklärt, ich habe gute Argumente gebraucht, und ich habe auch noch meine persönlichen Erfahrungen mit Jesus mit eingebracht. Trotzdem ist scheinbar nichts "angekommen".
Ein Pastor pflegte uns - damals noch Studenten - diesen Zusammenhang immer sehr anschaulich vor Augen zu führen. Er sagte: Du behauptest, die Bibel redet zu dir? Bist du sicher? Mach' doch einmal ein Experiment: Nimm' deine Bibel, dieses dicke Buch. Und halte sie an dein Ohr. Und jetzt? Hörst du etwas? Nein? Denkst du immer noch, die Bibel redet zu dir? Dieser Pastor wollte damit nicht die Bibel abwerten. Sondern er wollte uns etwas anschaulich demonstrieren, nämlich: Du sollst deine gewohnten Glaubenssätze nicht allzu selbstverständlich nehmen. Du sollst sie nicht einfach nachplappern. Sondern du sollst darüber nachdenken - auch über solche Sätze wie: Die Bibel redet zu mir. Dieser Satz ist nämlich durchaus richtig. Man muss allerdings wissen, wie das zugehen kann - dass die Bibel, dieses dicke Buch, dass das Wort Gottes zu mir redet.
"Der Tröster, der heilige Geist, ..., der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe." Jesus ist hier zum letzten Mal mit seinen Jüngern zusammen. Er ist auf dem Weg zum Kreuz, zur Auferstehung, zur Himmelfahrt. Bald ist er nicht mehr sichtbar für sie. Aber er hat seinen Jüngern viele Worte hinterlassen. Und er hat ihnen oft gesagt, dass sie nicht nur auf seine Worte hören sollen. Sondern auch auf die Worte des Alten Testaments, und auf die Worte, die die Apostel Petrus, Paulus, und die anderen noch sagen und schreiben werden. Jesus ist weg - die Worte bleiben. Wie werden die Worte jetzt lebendig und reden? Jesus sagt: Ich bin zwar nicht mehr sichtbar für euch, ich bin bald wieder bei meinem himmlischen Vater. Aber ich lasse euch nicht allein. Ich sende euch meinen Heiligen Geist. Und der wird das Wort Gottes unter euch lebendig machen.
Wo dieses Leben kommt, da machen wir allerdings nicht unbedingt Erfahrungen des Scheiterns. Sondern da können ganz erstaunliche Dinge passieren. Und ein Mensch, bei dem du alle Versuche, jedes Zeugnis, schon vor Jahren aufgeben hast. Weil der den christlichen Glauben einfach nur sinnlos fand. Der sich nicht vorstellen konnte, warum jemand für seine Sünden einen schrecklichen Tod sterben musste. Und dass dieser Jesus dann später sogar - angeblich-  sein Grab verlassen hätte. Dieser Zweifler und Skeptiker - der ist auf einmal ganz Ohr. Und er liest in der Bibel wie einer, der gar nicht mehr aufhören mag. Weil er endlich Gott finden will. Solche Dinge geschehen - auch  heute noch. Vielleicht hast du ja auch schon so etwas erlebt - es ist eine wunderbare Erfahrung. Der Heilige Geist kann das Wort erstaunlich lebendig werden lassen. Deshalb haben wir vor allem um die Wirksamkeit des Geistes zu beten. Denn der Geist ist frei, aber Gott ist gnädig, und er lässt sich bitten.
Aber auch dann, wenn wir schon lange Christen sind. Wenn der Geist Gottes uns schon lange den Glauben an Jesus Christus geschenkt hat. Auch dann können wir mitunter erstaunliche, wunderbare Dinge erfahren. Vielleicht ist es dir auch schon so gegangen: Du standest vor einer wichtigen Frage. Du hast dir den Kopf zerbrochen. Du hast dir Sorgen gemacht: Wie wird das alles nur werden? Wie soll es weitergehen? Und dann schlägst du deine Bibel auf, oder dein Losungsbuch. Du liest gar nicht lange, und auf einmal merkst du: Dieses Wort hier, das war genau für mich. Es hat mich geradezu "angesprungen", es hat genau gepasst - wie ein lange gesuchter Schlüssel. Kennst du auch so etwas?
Ich halte solche Erfahrungen durchaus nicht für Zufall, oder für ein Aufwallen von Gefühlen und Stimmung. Jesus hat hier schließlich versprochen: Der Heilige Geist wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Ich bin überzeugt, und ich habe es selbst erlebt: So etwas geschieht auch heute noch, immer wieder. Es ist keine Einbildung, und es ist auch kein Zeichen eines überdrehten, schwarmgeistigen Glaubens. Sondern es ist die Erfüllung einer Verheißung. Jesus hat versprochen, dass uns der Heilige Geist an das Wort Gottes erinnern wird. Und das kann manchmal bedeuten, dass er mich an ein ganz bestimmtes Wort erinnert, darauf deutet, und sagt: Genau dieses Wort ist jetzt für dich. Nimm es im Glauben an, und erfahre, wie es dich aufrichtet, tröstet, und dir den Weg zeigt.

3. Persönliche Beziehung zu Jesus Christus

3.1. Der Glauben - eine "Beziehungsfrage"
Und nun? Nun fehlt noch etwas, dass uns vielleicht besonders schwer fällt. Ich meine uns, die wir irgendwie alle aus der europäischen Geschichte stammen. Wir, die schon in der Schule gelernt haben. Manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Die gelernt haben, wie man Dinge und Sachverhalte "ganz objektiv" untersucht. Gewissermaßen auf die Entfernung, in einem guten, nüchternen Abstand dazu. Mit mehr oder weniger "gesundem Menschenverstand".
Kann man so auch mit dem christlichen Glauben umgehen? Wenn ein Forscher, sagen wir, untersucht, wie ein Insekt zum Fliegen kommt. Dann wird er zunächst genaue Beobachtungen anstellen. Er wird das Insekt filmen, den Film in Zeitlupe betrachten, ein Insekt mit dem anderen vergleichen, und sich vor allem viele, viele Notizen machen. Denn zuerst muss er schließlich die Fakten erheben - reines Nachdenken hilft hier wenig. Hier haben wir eine Parallele: In der Tat führt auch beim christlichen Glauben kein Weg daran vorbei: Wir müssen die Fakten kennen. Und da die wichtigsten Fakten darüber nun einmal im Wort Gottes zu finden sind, heißt das: Wir müssen die Bibel kennen. Wer nichts weiß, wird es schwer haben, zu glauben. Deshalb schicken wir z.B. unsere Kinder zum Religionsunterricht und in den Kindergottesdienst - damit sie etwas über die Bibel erfahren.
Der Forscher mit dem Insekt hat jetzt viele Fakten gesammelt. Nun wiegt er bedächtig seinen Kopf hin und her, und kommt ins Staunen: Er weiß im Prinzip, wie ein Flugzeug fliegt, oder ein Hubschrauber. Aber wenn er die Flügel dieses Insektes untersucht, und die seltsamen, wirbelnden Flügelschläge. Dann kann er beim besten Willen nicht erklären, wie sich dieses kleine Ding in die Luft erheben kann. Viele Wochen grübelt er, bis ihn eines Abends ein "Geistesblitz" durchfährt. Er schreibt seine Gedanken und Berechnungen auf. Jetzt weiß er auf einmal, warum das Insekt fliegt. Er hat einen Zusammenhang gefunden, einen Schlüssel, eine Theorie, die alles zusammenbringt. Der Forscher ist nun für's erste fertig mit seiner Arbeit. Er kann sich mit seinen Kollegen austauschen, die genauso objektiv, nüchtern, auf Abstand ihre Insekten untersuchen. Keiner von ihnen würde auf die kuriose Idee kommen, etwa den Insekten Namen zu geben und mit ihnen Freundschaft zu schließen. Ein ordentlicher Forscher beobachtet seine Insekten schließlich auf Abstand und mit kühlem Blick.
So mancher hat schon geglaubt, man könne auch Jesus untersuchen und kennen lernen wie der Forscher sein Insekt. Er nimmt sich zunächst die Bibel vor. Vielleicht verwendet er sogar so genannte "wissenschaftliche" Methoden. Er prüft genau: Was erscheint mir an der Bibel glaubwürdig, was nicht? Was ist für uns heute wichtig, und was liegt lediglich an seltsamen Auffassungen und Sitten der Menschen von damals? Nun hat er alles schön untersucht und zerlegt, es liegt vor ihm, und vielleicht durchfährt auch ihn eines Tages ein "Geistesblitz", wie das alles zusammenhängt. Jetzt hat er eine schöne Theorie über den christlichen Glauben - "ganz objektiv", ungefärbt von irgendwelchen persönlichen Meinungen - denkt er. Und ich stelle mir vor, wie Jesus unsichtbar daneben steht, und dem geistlichen "Insektenforscher" über die Schulter blickt. Vielleicht ist Jesus ja gleichsam belustigt, wenn er das schöne "Glaubensgebäude" sieht, das man sich  gezimmert hat. So wie damals, als die Menschen den Turm zu Babel bauten. Wo es von Gott heißt, dass er "herniederfährt", um einmal nachzuschauen, was die Menschen dort Großartiges gebaut haben (1. Mose 11,1-9). Vermutlich ist Jesus aber noch viel mehr betrübt als belustigt, weil er sich sagt: Dieser "Insektenforscher" hat sich zwar schöne Theorien über den christlichen Glauben ausgedacht - aber mich, Jesus, kennt er deswegen noch lange nicht.
"Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren." Jesus will sich zeigen, will sich offenbaren. So sagt er es hier seinen Jüngern zu. Und dieses Erkennen Jesu - das hat ganz viel damit zu tun, dass ich seinen Willen tue und ihn liebe. Irgendjemand hat wohl einmal gesagt, die große Weisheit, die wir in der Bibel finden, sei eine "Beziehungsweisheit". Ich finde diesen Ausdruck gar nicht so schlecht. Wie heißt es doch schon am Anfang jenes großen Buches voller Weisheiten, im ersten Kapitel der Sprüche Salomos: "Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis." (Sprüche 1:7) Wer etwas von Gott erkennen will, der muss zu ihm in Beziehung treten. Hier, in den Sprüchen, ist als ein wesentliches Merkmal gesagt: Der Mensch muss mit Ehrfurcht vor seinen Schöpfer treten, wenn er etwas über diesen Schöpfer erfahren will. Nein, den Herrn der Welt kann man nicht untersuchen wie der Forscher sein Insekt - so würde man ihn nämlich nicht finden.
3.2. Wie kann ich Jesus lieben?
Nun wird es Zeit, etwas praktischer zu werden. Jesus sagt hier, wer ihn liebt, dem wird er sich zeigen. Wie macht man das, Jesus zu lieben? Muss ich dazu ein besonderes Erlebnis haben? Müssen mich heilige, fromme Gefühle durchströmen? Muss mich ein ehrfürchtiger Schauder durchrieseln? Muss ich gefühlvolle Anbetungslieder singen, immer und immer wieder, bis ich Liebe zu Jesus empfinde? Oder eher in der Stille eine Kerze anzünden, mich in mich selbst versenken, auf der Suche nach dem Jesus in mir? So, wie es heute wieder modern wird?
Alles ist viel einfacher, sagt Jesus. Es ist viel einfacher, und es hat mit Gefühlen und Erlebnissen zunächst einmal - rein gar nichts! - zu tun. Jesus freut sich, wenn wir hin und wieder auch Liebe für ihn empfinden. Aber das ist keinesfalls die Grundlage unserer Beziehung zu ihm. Jesus sagt hier: "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten." So einfach ist die Liebe zu Jesus definiert, so einfach kann man sie beschreiben: Jesus zu lieben bedeutet, das Wort Jesu zu tun. Jesus zu lieben bedeutet, seinen Willen zu tun. Den Willen, den er uns im Wort Gottes, in der Bibel, gezeigt hat. Wer das tut, der darf erwarten, Jesus persönlich kennen zu lernen. Er darf erwarten, im Glauben immer mehr zu wachsen.
Doch Vorsicht, bevor wir hier weiter denken. Denn was ist das Wichtigste, das Jesus von uns will? Was ist sein höchstes Gebot, das wir erfüllen sollen? Ist es die Nächstenliebe? Sind es die Zehn Gebote, die wir möglichst genau erfüllen sollen? Wenn wir nichts weiter täten - dann würden wir den größten Fehler begehen, den es in den Augen Jesu gibt. Etwas später redet Jesus über die eigentliche Sünde des Menschen, über seine größte Verfehlung: Das Schlimmste, was ein Mensch tun kann, ist, nicht an Jesus zu glauben (Johannes 16:9). Nicht darauf zu vertrauen, was er für uns getan hat. Wie er uns unsere Schuld abgenommen hat, als er am Kreuz sagte: Es ist vollbracht! (Johannes 19:30)
Denn bei aller Liebe zu Jesus gilt immer noch: "Laßt uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt." (1. Johannes 4:19) Er hat uns zuerst geliebt und alles für uns gegeben. Darauf allein sollen wir vertrauen, das ist sein wichtigstes Gebot. Und wer niemals erfahren hat, wie die Last seiner Sünde und Schuld ihn drückt. Und wie er im Glauben endlich Vergebung erfahren hat, wie endlich sein Gewissen wieder leichter wurde. Wer das nie selbst erfahren hat, der kann viel theoretisieren über die Bibel und Jesus. Doch er wird Jesus nie wirklich kennen lernen. Denn diese Weisheit, Jesus zu erkennen - die gibt es nur als "Beziehungsweisheit".
Wenn wir das für uns selbst geklärt haben. Erst dann! Dann können, ja dann sollen wir danach fragen, wie die Gebote Jesu für unseren Alltag aussehen. Wie wir als Christ unseren Nächsten lieben, und wie wir versuchen, unser Leben nach den Zehn Geboten auszurichten. Ja, dann gilt: Je mehr ich versuche - in aller Schwachheit! - seinen Willen umzusetzen. Desto mehr werde ich Jesus kennen lernen. Denn den Willen Jesu zu tun - bedeutet, Jesus zu lieben. "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen."
Und vielleicht habt ihr auch schon diese Erfahrung gemacht: Da habe ich in einem bestimmten Bereich meines Lebens versucht, den Willen Jesu noch konsequenter umzusetzen als bisher. Das war anstrengend, und es war auch mit mancher Niederlage verbunden. Aber auf einmal - habe ich dabei ganz neue Seiten an Jesus kennen gelernt, solche, die mir so noch gar nicht bewusst waren. Und das, obwohl ich schon lange Christ bin.
Ja, Geschwister, so passt tatsächlich alles zusammen. Wenn wir an den Glauben nicht herangehen wie "Insektenforscher". Sondern wie solche, die eine persönliche Beziehung zu Jesus suchen und vertiefen wollen. Wenn wir versuchen, die Bibel immer besser kennen zu lernen. Wenn wir bitten, dass der Heilige Geist uns immer mehr Verständnis gibt für die Bibel. Und wenn wir bitten um die Kraft, dass wir das, was wir erkannt haben. Dass wir das auch in unserem Leben umsetzen. Wo wir das tun, da wird in uns wiederum der Wunsch wachsen, noch mehr Kenntnis über das Wort Gottes zu erhalten. Womit gleichsam der Kreislauf wieder von vorn losgeht - für uns als einzelne Christen, und für uns als Gemeinde. Und "der Tröster, der heilige Geist, ... der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe."
Das Wort Gottes. Die Kraft des Heiligen Geistes. Die ganz persönliche Beziehung zum Herrn. Dabei lasst uns bleiben - und im Glauben an Jesus wachsen. Amen.

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