Unbegrenztes Vertrauen auf Gott - Predigt zum 4. Advent über 1. Mose 18,1-15

1 Und der HERR erschien ihm im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. 2 Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde 3 und sprach: Herr, hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber. 4 Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und laßt euch nieder unter dem Baum. 5 Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, daß ihr euer Herz labet; danach mögt ihr weiterziehen. Denn darum seid ihr bei eurem Knecht vorübergekommen. Sie sprachen: Tu, wie du gesagt hast. 6 Abraham eilte in das Zelt zu Sara und sprach: Eile und menge drei Maß feinstes Mehl, knete und backe Kuchen. 7 Er aber lief zu den Rindern und holte ein zartes gutes Kalb und gab's dem Knechte; der eilte und bereitete es zu. 8 Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und blieb stehen vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen. 
9 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Er antwortete: Drinnen im Zelt. 10 Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. 11 Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, so daß es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. 12 Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt! 13 Da sprach der HERR zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Meinst du, daß es wahr sei, daß ich noch gebären werde, die ich doch alt bin? 14 Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. 15 Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht -, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.

Liebe Gemeinde,
unser Gott ist groß, viel größer als wir denken. Und er ist zuverlässig, zuverlässig in jeder Hinsicht. Darum können wir ihm unbegrenzt vertrauen.

1. Wie groß ist dein Gott?

Was macht ein moderner Mensch mit Gott, wenn er nicht Atheist werden will? Er macht ihn zum "Uhrmacher". Auch im Zeitalter der Digitaluhren hat wahrscheinlich jeder schon einmal das Innenleben einer dieser mechanischen Uhren gesehen - wenigstens im Bild. Eine kaum überschaubare Anzahl von Hebeln, Zahnrädchen und Federn greifen ineinander, jedes Teil an seinem genau bestimmten Platz. Es ist eine  Konstruktion, bei der genaueste Planung und vollendete  Handwerkskunst zusammenkommen.
Um in diesem Bild zu sprechen, wäre es so: Gott hat das Universum geschaffen, wie ein riesiges, unvorstellbar kompliziertes Uhrwerk. Alles, vom kleinsten Atom bis zur Milchstraße, vom unbelebten Stein bis zum Wunderwerk des menschlichen Körpers, kommt aus seiner Hand. Damit alles zusammenwirkt, hat Gott die Naturgesetze geschaffen. Dann hat Gott das Uhrwerk aufgezogen, mit einer Kraft für viele Jahrmillionen, und jetzt tickt der Kosmos vor sich hin. Und was macht Gott? Er ist an seinem Platz im Himmel, und er schaut zu, wie sein Uhrwerk läuft. Seine Aufgabe als Schöpfer ist erfüllt. Er zieht sich auf sein Altenteil zurück. Manche stellen sich vor, dass ihm dort ein langer, weißer Bart gewachsen ist. Gott, ein Uhrmacher in Rente.
Die alte Sara, die mit ihrem noch älteren Mann Abraham zusammenlebte, kannte keine Uhren. Sie betrieb keine Wissenschaft, und sie erforschte keine Naturgesetze. Aber sie wusste aus ihrem langen Leben, dass der Lauf der Natur sich nicht änderte. Es ging ihr nicht mehr "nach der Frauen Weise", sie hatte ihre Wechseljahre und ihr gebärfähiges Alter lange hinter sich gelassen. "Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!" Die Vorstellung, mit ihrem Mann noch ein Kind zu bekommen, erschien ihr lächerlich. Die Natur ändert sich nicht, die Gesetzmäßigkeiten bleiben, das wusste doch jeder - auch damals schon.
Doch Gott widerspricht ihrer Vorstellung: "Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben." Nein, das Universum ist kein Uhrwerk. Und Gott ist nicht in Rente, sondern er ist in sehr aktivem Dienst. Deshalb sind Wunder aus Gottes Sicht eigentlich keine Wunder. Und deshalb ist ihm auch nichts unmöglich. Ihm, der immer noch alles ordnet, und alles in seiner Hand hält. Es war ihm damals nicht unmöglich, Abraham und Sara noch in ihrem hohen Alter einen Sohn zu schenken. Und es  gehört zu seiner Schöpfermacht, dass er auch heute noch alles bewirken kann. Selbst das, was nach menschlichem Ermessen unmöglich. Wie groß ist dein Gott? Und was könnte das für dein Leben bedeuten? Wenn du erkennst, wie groß er wirklich ist?

2. Wie zuverlässig ist dein Gott?

"Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern?" Wir kennen diesen Satz, der ausgesprochen oder unausgesprochen hinter so manchem Versprechen steht, das dann nicht eingelöst wird. Manchmal geht es um das Versprechen eines nahestehenden Menschen. Aber auch bei Wahlversprechen soll so etwas immer wieder vorkommen... Nicht immer ist Charakterschwäche die Ursache, wenn menschliche Zusagen nicht eingelöst werden. Es kann auch aus der menschlichen Begrenztheit kommen. Denken wir allein an die ganzen mehr oder weniger wissenschaftlichen Einschätzungen zu Corona, die sich fast wöchentlich ändern, und je nach Experte gegenteilig erscheinen. Wer soll da noch zuverlässige Aussagen machen, was sich in der Zukunft als richtig erweisen wird?
Als Sara die Zusage Gottes hört, dass sie einen Sohn gebären wird, da lacht sie. Es erscheint ihr als leeres Gerede, als etwas Dahingesagtes, vielleicht gut gemeint, aber wirkungslos. In ihrem Alter kann man ihr nichts mehr vormachen, dazu hat sie zu viel erlebt. Es wird uns nicht berichtet, was sie genau dabei gedacht hat. Aber wir wissen, wie es um Gottes Zusagen wirklich steht. "Denn des HERRN Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiß." (Psalm 33,4) So betet der Psalmist. Und er weiß: Gott ist weder charakterschwach, noch ist sein Wissen begrenzt. Er weiß auch: Gott ist kein "Großmaul", der etwas verspricht, und es dann nicht zustande bringt. Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?
Deshalb die persönliche Frage: Wie zuverlässig ist dein Gott? Wenn man zu jemanden eine persönliche Beziehung haben will, dann ist Vertrauen dabei das A und O. Und genau darum geht es beim christlichen Glauben: Um eine persönliche Beziehung zum Schöpfer der Welt. So, dass ich mich ihm in allem anvertraue, so wie ein Kind bei seinem liebenden Vater. Ich kann Gott nicht sehen. Aber ich kann ihn beim Wort nehmen. Deshalb ist es für einen gesunden, lebendigen Glauben unerlässlich, dass ich Gottes Wort, dass ich der Bibel, uneingeschränkt vertraue. Dass ich alles einfach so nehme, wie es geschrieben steht. So, wie ein Kind den Worten seines Vaters vertraut. Das Kind muss diese Worte nicht erst wissenschaftlich untersuchen. Es muss sie nicht mit anderen Worten vergleichen. Es muss diese Worte nicht gegen Einwände verteidigen. Das Kind vertraut den Worten, weil es weiß: Diese Worte hat mein Vater gesprochen, und was er zusagt, das hält er gewiss.
Dass dieses Vertrauen nicht selbstverständlich ist, sehen wir an Sara. Sara ist keine ungläubige Frau, sie lebt schon lange mit Gott. Aber jetzt hat Gott ihr etwas gesagt, das sie nicht fassen kann, das über ihren Verstand geht. Sie reagiert falsch, ihr Lachen signalisiert ihr Unverständnis, und mit ihrem Zweifel raubt sie Gott die Ehre. Und dann setzt sie sogar "noch einen drauf": Als sie von Gott direkt auf ihren Zweifel angesprochen wird, da leugnet sie: Ich habe nicht gelacht. Gott weist sie dafür zurecht. Aber er lässt sie nicht fallen. Er vergibt ihr. Und als sie nach einem Jahr ihren neugeborenen Sohn Isaak in Händen hält, da weiß sie aus eigener Erfahrung: Denn des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.
Wie zuverlässig ist dein Gott? Zweifelst du manchmal daran, dass in der Bibel alles mit rechten Dingen zugeht? Denkst du, dass hier und dort manche Abstriche zu machen sind? Weil man heute nicht mehr alles so nehmen kann wie früher? Ich selbst habe mich viel mit solchen Fragen beschäftigt, auch wissenschaftlich. Eines ist mir dabei klar geworden: Der Weg, auf Gottes Wort, auf die Bibel, uneingeschränkt zu vertrauen. Der führt nicht über Argumente und kluge Überlegungen. Die können bestenfalls ein Hilfsmittel sein, ein Wegbereiter. Der eigentliche Weg ist, dass ich mich direkt an Gott im Gebet wende. Und ihm ehrlich sage, wie es um mich steht: Lieber Vater im Himmel, du siehst meine Zweifel. Und sie schmerzen dich sehr. Vergib mir meinen Unglauben um Jesu willen. Und schenke mir neues Vertrauen auf dein Wort. Und hilf mir besonders da, wo etwas über meinen Verstand geht. Wenn du so betest, dann wirst du erfahren, dass er gnädig ist und dir hilft. So, wie er Sara geholfen hat.

3. Jesus, die Erfüllung aller Verheißungen

Als ich an der Vorbereitung zu dieser Predigt saß, habe ich mich gefragt:  Dieser Text ist einer der vorgesehenen Texte für den 4.Advent. Aber: Was hat er eigentlich mit Advent und Weihnachten zu tun? Bis ich mir klar machte, wer hier eigentlich Sara verheißen wird: Es ist Isaak, der Vorfahre Jesu. Am Anfang des Matthäusevangeliums lesen wir (Matthäus 1,1ff): "1 Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. 2 Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob..." Und dann geht der Stammbaum Jesu weiter, über viele Generationen, bis es schließlich heißt: "16 Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus." Zum Verständnis sei angefügt: Stammbäume wurden in Israel immer über die männliche Linie verfolgt, deshalb steht hier unmittelbar vor Jesus der Mann Marias, Josef.
Die Verheißung Isaaks, des Vorfahren Jesu, sie steht nicht für sich allein. Sie ist ein Glied in einer langen Kette. Jesus, der Erlöser der Welt, erscheint nicht überraschend. Er kommt, weil Gott das lange vorher geplant hatte. Und er hat es von Anfang an immer wieder angekündigt, durch die Jahrtausende hindurch. Es gibt im Alten Testament viele Beispiele dafür, ich will nur eines davon herausgreifen. Es ist ein Wort des Propheten Jesaja. Er sagt seinem Volk (Jesaja 7,14): "Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel." 700 Jahre später, um das Jahr 0 herum, ist es soweit. Der Engel erscheint der Jungfrau Maria, und er verkündet ihr (aus Lukas 1,31-32): "31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. 32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden..."
Wir haben eben darüber gesprochen, wie wichtig es ist für einen lebendigen Glauben, der Bibel, dem Wort Gottes, zu vertrauen. Deshalb überlege dir Folgendes: Wo auf der Welt gibt es ein Buch, in dem über die Jahrtausende hinweg eine Kette von Verheißungen aufgeschrieben ist. Und eine um die andere hat sich erfüllt? Dass Jesus, der versprochene Retter, tatsächlich in unsere Welt kam. Das ist der beste Beweis dafür. Hier kommen alle Verheißungen auf den Punkt. Deshalb schreibt der Apostel Paulus über Jesus: "Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe." (2. Korinther 2,20) Ja, unser Gott ist groß, und er ist zuverlässig. Ich kann alles von ihm erwarten, und ich kann ihm und seinem Wort grenzenlos vertrauen. Egal, was mich umtreibt oder niederdrückt. Ich kann mit allem zu ihm kommen. Und ich weiß: Er kann helfen. Er hält Wort.
An einer Stelle wird dieses Vertrauen besonders wichtig. Es geht um das Vertrauen auf Gottes Gnade, auf sein Erbarmen. Denn er hat Jesus zu einem ganz bestimmten Zweck in die Welt geschickt. Als der Engel dem Josef ankündigt, dass seine Verlobte Maria einen Sohn gebären soll. Da sagt er ihm (Matthäus 1,21): "...dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden." Jesus, oder hebräisch "Jeschua" - das heißt auf Deutsch übersetzt "Rettung".
Es gab und gibt Menschen, die denken: Mir kann keiner mehr helfen. Was ich gesagt und getan habe, kann niemand mehr gutmachen. Wenn es tatsächlich einen Gott gibt, dann bin ich es nicht wert, zu ihm zu kommen. Aber da hält sein Wort dagegen: Sollte ihm etwas unmöglich sein? Sollte es einen Menschen geben, für den seine Gnade und seine Vergebung zu klein und zu schwach sind?
Ein anderer sagt vielleicht: Es stimmt, dass Jesus die Sünden wegnimmt. Aber ich kann nicht glauben, dass er auch meine Sünden weggenommen hat. Auch da hält sein Wort dagegen. Und wenn es sagt (1. Johannes 1,9): "Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit." Dann kann ich mich darauf verlassen, einhunderprozentig. Egal, was ich gerade denke und fühle. Denn es hat sich gezeigt, durch die Jahrtausende: Was er zusagt, das hält er gewiss. Jesus, der Retter, ist gekommen. Und er ist auch für mich gekommen.
Wie groß ist dein Gott? Und wie zuverlässig ist dein Gott? Vielleicht war dein Verhältnis zu Gott ja bisher von Misstrauen und Vorurteilen geprägt. Wenn das so ist, dann hast du heute Gelegenheit, das zu ändern. Du kannst dich ihm anvertrauen - mit allem, was du hast und bist. Wenn du diesen Schritt des Glaubens wagst. Dann wirst du tatsächlich Weihnachten ganz neu erleben. Du wirst Weihnachten als ein Mensch erleben, der im Glauben an seinen Herrn und Retter Jesus Christus steht. Da kommt Frieden in das unruhige, aufgewühlte Herz. Und eine Freude, die nicht von dieser Welt ist. Ja, unser Gott ist groß, viel größer als wir denken. Und er ist zuverlässig, zuverlässig in jeder Hinsicht. Ihm wollen wir unbegrenzt vertrauen. Amen.

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