1 Und der HERR erschien ihm im
Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß,
als der Tag am heißesten war. 2 Und als er seine Augen
aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er
sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und
neigte sich zur Erde 3 und sprach: Herr, hab ich Gnade gefunden vor
deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber. 4 Man
soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen,
und laßt euch nieder unter dem Baum. 5 Und ich will euch einen
Bissen Brot bringen, daß ihr euer Herz labet; danach mögt
ihr weiterziehen. Denn darum seid ihr bei eurem Knecht
vorübergekommen. Sie sprachen: Tu, wie du gesagt hast. 6 Abraham
eilte in das Zelt zu Sara und sprach: Eile und menge drei Maß
feinstes Mehl, knete und backe Kuchen. 7 Er aber lief zu den
Rindern und holte ein zartes gutes Kalb und gab's dem Knechte; der
eilte und bereitete es zu. 8 Und er trug Butter und Milch auf und
von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und
blieb stehen vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen.
9 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist
Sara, deine Frau? Er antwortete: Drinnen im Zelt. 10 Da sprach er:
Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara,
deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter
der Tür des Zeltes. 11 Und sie waren beide, Abraham und Sara,
alt und hochbetagt, so daß es Sara nicht mehr ging nach der
Frauen Weise. 12 Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun
ich alt bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch
alt! 13 Da sprach der HERR zu
Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Meinst du, daß es wahr
sei, daß ich noch gebären werde, die ich doch alt
bin? 14 Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein? Um diese Zeit
will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen
Sohn haben. 15 Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht
-, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du
hast gelacht.
Liebe Gemeinde,
unser Gott ist groß, viel größer als wir denken. Und
er ist zuverlässig, zuverlässig in jeder Hinsicht. Darum
können wir ihm unbegrenzt vertrauen.
Was macht ein moderner Mensch mit Gott, wenn er nicht Atheist werden
will? Er macht ihn zum "Uhrmacher". Auch im Zeitalter der Digitaluhren
hat wahrscheinlich jeder schon einmal das Innenleben einer dieser
mechanischen Uhren gesehen - wenigstens im Bild. Eine kaum
überschaubare Anzahl von Hebeln, Zahnrädchen und Federn
greifen ineinander, jedes Teil an seinem genau bestimmten Platz. Es ist
eine Konstruktion, bei der genaueste Planung und vollendete
Handwerkskunst zusammenkommen.
Um in diesem Bild zu sprechen, wäre es so: Gott hat das Universum
geschaffen, wie ein riesiges, unvorstellbar kompliziertes Uhrwerk.
Alles, vom kleinsten Atom bis zur Milchstraße, vom unbelebten
Stein bis zum Wunderwerk des menschlichen Körpers, kommt aus
seiner Hand. Damit alles zusammenwirkt, hat Gott die Naturgesetze
geschaffen. Dann hat Gott das Uhrwerk aufgezogen, mit einer Kraft
für viele Jahrmillionen, und jetzt tickt der Kosmos vor sich hin.
Und was macht Gott? Er ist an seinem Platz im Himmel, und er schaut zu,
wie sein Uhrwerk läuft. Seine Aufgabe als Schöpfer ist
erfüllt. Er zieht sich auf sein Altenteil zurück. Manche
stellen sich vor, dass ihm dort ein langer, weißer Bart gewachsen
ist. Gott, ein Uhrmacher in Rente.
Die alte Sara, die mit ihrem noch älteren Mann Abraham
zusammenlebte, kannte keine Uhren. Sie betrieb keine Wissenschaft, und
sie erforschte keine Naturgesetze. Aber sie wusste aus ihrem langen
Leben, dass der Lauf der Natur sich nicht änderte. Es ging ihr
nicht mehr "nach der Frauen Weise", sie hatte ihre Wechseljahre und ihr
gebärfähiges Alter lange hinter sich gelassen. "Nun ich alt
bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!" Die
Vorstellung, mit ihrem Mann noch ein Kind zu bekommen, erschien ihr
lächerlich. Die Natur ändert sich nicht, die
Gesetzmäßigkeiten bleiben, das wusste doch jeder - auch
damals schon.
Doch Gott widerspricht ihrer Vorstellung: "Sollte dem HERRN etwas
unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen
übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben." Nein, das Universum
ist kein Uhrwerk. Und Gott ist auch nicht in Rente, sondern er ist in
sehr aktivem Dienst. Deshalb sind Wunder aus Gottes Sicht eigentlich
keine Wunder. Und deshalb ist ihm auch nichts unmöglich. Ihm, der
immer noch alles ordnet, und alles in seiner Hand hält. Es war ihm
damals nicht unmöglich, Abraham und Sara noch in ihrem hohen Alter
einen Sohn zu schenken. Und es gehört zu seiner
Schöpfermacht, dass er auch heute noch alles bewirken kann. Selbst
das, was nach menschlichem Ermessen unmöglich. Wie groß ist
dein Gott? Und was könnte das für dein Leben bedeuten? Wenn
du erkennst, wie groß er wirklich ist?
"Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern?" Wir
kennen diesen Satz, der ausgesprochen oder unausgesprochen hinter so
manchem Versprechen steht, das dann nicht eingelöst wird. Manchmal
geht es um das Versprechen eines nahestehenden Menschen. Aber auch bei
Wahlversprechen soll so etwas immer wieder vorkommen... Nicht immer ist
Charakterschwäche die Ursache, wenn menschliche Zusagen nicht
eingelöst werden. Es kann auch aus der menschlichen Begrenztheit
kommen.
Als Sara die Zusage Gottes hört, dass sie einen Sohn gebären
wird, da lacht sie. Es erscheint ihr als leeres Gerede, als etwas
Dahingesagtes, vielleicht gut gemeint, aber wirkungslos. In ihrem Alter
kann man ihr nichts mehr vormachen, dazu hat sie zu viel erlebt. Es
wird uns nicht berichtet, was sie genau dabei gedacht hat. Aber wir
wissen, wie es um Gottes Zusagen wirklich steht. "Denn des HERRN Wort
ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiß."
(Psalm 33,4) So betet der Psalmist. Und er weiß: Gott ist weder
charakterschwach, noch ist sein Wissen begrenzt. Er weiß auch:
Gott ist kein "Großmaul", der etwas verspricht, und es dann nicht
zustande bringt. Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?
Deshalb die persönliche Frage: Wie zuverlässig ist dein Gott?
Wenn man zu jemanden eine persönliche Beziehung haben will, dann
ist Vertrauen dabei das A und O. Und genau darum geht es beim
christlichen Glauben: Um eine persönliche Beziehung zum
Schöpfer der Welt. So, dass ich mich ihm in allem anvertraue, so
wie ein Kind bei seinem liebenden Vater. Ich kann Gott nicht sehen.
Aber ich kann ihn beim Wort nehmen.
Deshalb ist es für einen gesunden, lebendigen Glauben
unerlässlich, dass ich Gottes Wort, dass ich der Bibel,
uneingeschränkt vertraue. Dass ich alles einfach so nehme, wie es
geschrieben steht. So, wie ein Kind den Worten seines Vaters vertraut.
Das Kind muss diese Worte nicht erst wissenschaftlich untersuchen. Es
muss sie nicht mit anderen Worten vergleichen. Es muss diese Worte
nicht gegen Einwände verteidigen. Das Kind vertraut den Worten,
weil es weiß: Diese Worte hat mein Vater gesprochen, und was er
zusagt, das hält er gewiss.
Dass dieses Vertrauen nicht selbstverständlich ist, sehen wir an
Sara. Sara ist keine ungläubige Frau, sie lebt schon lange mit
Gott. Aber jetzt hat Gott ihr etwas gesagt, das sie nicht fassen kann,
das über ihren Verstand geht. Sie reagiert falsch, ihr Lachen
signalisiert ihr Unverständnis. Als sie von Gott direkt auf ihren
Zweifel angesprochen wird, da leugnet sie: Ich habe nicht gelacht. Gott
weist sie dafür zurecht. Aber er lässt sie nicht fallen. Er
vergibt ihr. Und als sie nach einem Jahr ihren neugeborenen Sohn Isaak
in Händen hält, da weiß sie aus eigener Erfahrung: Denn
des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er
gewiss.
Wie zuverlässig ist dein Gott? Zweifelst du manchmal daran, dass
in der Bibel alles mit rechten Dingen zugeht? Denkst du, dass hier und
dort manche Abstriche zu machen sind? Weil man heute nicht mehr alles
so nehmen kann wie früher? Ich selbst habe mich viel mit solchen
Fragen beschäftigt, auch wissenschaftlich. Eines ist mir dabei
klar geworden: Der Weg, auf Gottes Wort, auf die Bibel,
uneingeschränkt zu vertrauen. Der führt nicht über
Argumente und kluge Überlegungen. Die können bestenfalls ein
Hilfsmittel sein, ein Wegbereiter. Der eigentliche Weg ist, dass ich
mich direkt an Gott im Gebet wende. Und ihm ehrlich sage, wie es um
mich steht: Lieber Vater im Himmel, du siehst meine Zweifel. Und sie
schmerzen dich sehr. Vergib mir meinen Unglauben um Jesu willen. Und
schenke mir neues Vertrauen auf dein Wort. Und hilf mir besonders da,
wo etwas über meinen Verstand geht. Wenn du so betest, dann wirst
du erfahren, dass er gnädig ist und dir hilft. So, wie er Sara
geholfen hat.
Als ich an der Vorbereitung zu dieser Predigt saß, habe ich
mich gefragt: Dieser Text ist tatsächlich einer der
vorgesehenen Texte die Adventszeit. Aber: Was hat er eigentlich mit
Advent und Weihnachten zu tun? Bis ich mir klar machte, wer hier
eigentlich Sara verheißen wird: Es ist Isaak, der Vorfahre Jesu.
Am Anfang des Matthäusevangeliums lesen wir (Matthäus 1,1ff):
"1 Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes
Davids, des Sohnes Abrahams. 2 Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte
Jakob..." Und dann geht der Stammbaum Jesu weiter, über viele
Generationen, bis es schließlich heißt: "16 Jakob zeugte
Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist Jesus, der da
heißt Christus." Zum Verständnis sei angefügt:
Stammbäume wurden im alten Israel immer über die
männliche Linie verfolgt, deshalb steht hier unmittelbar vor Jesus
der Mann Marias, Josef.
Die Verheißung Isaaks, des Vorfahren Jesu, steht nicht für
sich allein. Sie ist ein Glied in einer langen Kette. Jesus, der
Erlöser der Welt, erscheint nicht überraschend. Er kommt,
weil Gott das lange vorher geplant hatte. Und er hat es von Anfang an
immer wieder angekündigt, durch die Jahrtausende hindurch. Es gibt
im Alten Testament viele Beispiele dafür, ich will nur eines davon
herausgreifen. Es ist ein Wort des Propheten Jesaja. Er sagt seinem
Volk (Jesaja 7,14): "Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben:
Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären,
den wird sie nennen Immanuel." 700 Jahre später, um das Jahr 0
herum, ist es soweit. Der Engel erscheint der Jungfrau Maria, und er
verkündet ihr (aus Lukas 1,31-32): "31 Siehe, du wirst schwanger
werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus
geben. 32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt
werden..."
Wir haben eben darüber gesprochen, wie wichtig es ist für
einen lebendigen Glauben, der Bibel, dem Wort Gottes, zu vertrauen.
Deshalb überlege dir Folgendes: Wo auf der Welt gibt es ein Buch,
in dem über die Jahrtausende hinweg eine Kette von
Verheißungen aufgeschrieben ist. Und eine um die andere hat sich
erfüllt? Dass Jesus, der versprochene Retter, tatsächlich in
unsere Welt kam. Das ist der beste Beweis dafür. Hier kommen alle
Verheißungen auf den Punkt. Deshalb schreibt der Apostel Paulus
über Jesus: "Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das
Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe." (2.
Korinther 2,20) Ja, unser Gott ist groß, und er ist
zuverlässig. Ich kann alles von ihm erwarten, und ich kann ihm und
seinem Wort grenzenlos vertrauen. Egal, was mich umtreibt oder
niederdrückt. Ich kann mit allem zu ihm kommen. Und ich
weiß: Er kann helfen. Er hält Wort.
An einer Stelle wird dieses Vertrauen besonders wichtig. Es geht um das
Vertrauen auf Gottes Gnade, auf sein Erbarmen. Denn er hat Jesus zu
einem ganz bestimmten Zweck in die Welt geschickt. Als der Engel dem
Josef ankündigt, dass seine Verlobte Maria einen Sohn gebären
soll. Da sagt er ihm (Matthäus 1,21): "...dem sollst du den Namen
Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden."
Jesus, oder hebräisch "Jeschua" - das heißt auf Deutsch
übersetzt "Rettung".
Es gab und gibt Menschen, die denken: Mir kann keiner mehr helfen. Was
ich gesagt und getan habe, kann niemand mehr gutmachen. Wenn es
tatsächlich einen Gott gibt, dann bin ich es nicht wert, zu ihm zu
kommen. Aber da hält sein Wort dagegen: Sollte ihm etwas
unmöglich sein? Sollte es einen Menschen geben, für den seine
Gnade und seine Vergebung zu klein und zu schwach sind?
Ein anderer sagt vielleicht: Es stimmt, dass Jesus die Sünden
wegnimmt. Aber ich kann nicht glauben, dass er auch meine Sünden
weggenommen hat. Auch da hält sein Wort dagegen. Und wenn es sagt
(1. Johannes 1,9): "Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er
treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt
uns von aller Ungerechtigkeit." Es ist sein Blut, dass er am Kreuz von
Golgatha für mich vergossen hat. Das reinigt mich von allen
meinen Sünden. Und darauf kann ich mich verlassen,
einhunderprozentig. Egal, was ich gerade denke und fühle. Denn es
hat sich gezeigt, durch die Jahrtausende: Was er zusagt, das hält
er gewiss. Jesus, der Retter, ist gekommen. Und er ist auch für
mich gekommen.
Wie groß ist dein Gott? Und wie zuverlässig ist dein Gott?
Vielleicht gehörst du zu den Gesegneten, die ihr kindliches
Vertrauen zu Gott bewahrt haben, auch in schweren Zeiten. Aber
vielleicht gehörst du auch zu den anderen. Und dein
Verhältnis zu Gott war bisher von Misstrauen und Vorurteilen
geprägt. Vielleicht glaubst du schon lange an Gott, aber über
die Zeit ist dein Vertrauen immer kleiner geworden, und Gott hat nichts
mehr mit deinem Alltag zu tun. Wenn das so ist, dann hast du heute
Gelegenheit, das zu ändern. Du kannst dich ihm anvertrauen - mit
allem, was du hast und bist. Ihm, deinem Herrn und Retter Jesus
Christus. Da kommt Frieden in das unruhige, aufgewühlte Herz. Und
eine Freude, die nicht von dieser Welt ist. Ja, unser Gott ist
groß, viel größer als wir denken. Und er ist
zuverlässig, zuverlässig in jeder Hinsicht. Ihm wollen wir
unbegrenzt vertrauen. Amen.